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von ML 29. Juli 2025
Kapital im Umbruch – Investieren im nächsten Jahrzehnt Niemand besitzt eine Glaskugel, um in die Zukunft zu blicken. Doch eines ist offensichtlich: Es braut sich etwas zusammen. Die Welt, wie wir sie kannten, gerät ins Wanken. Altbekannte Gewissheiten – etwa dass Zölle Gift für den Welthandel sind, weil sie letztlich nur die Preise für Endverbraucher in die Höhe treiben, dass niedrige Zinsen, offene Märkte und stetiges Wachstum selbstverständlich sind – bröckeln. Stattdessen prägen neue Kräfte das Bild: demografischer Druck, geopolitische Blockbildung, Klimastress – und ein 1,5-Grad-Ziel, das faktisch bereits verfehlt wurde. Was bedeutet das für die Geldanlage im kommenden Jahrzehnt? Die Babyboomer gehen in Rente – und zehren ihr Kapital auf. In Europa und weiten Teilen der Industrieländer ist der demografische Wandel keine ferne Theorie mehr, sondern statistische Realität: weniger junge Menschen, mehr Alte. Das hat Folgen – für die Produktivität, das Konsumverhalten und die Kapitalmärkte. Eine Gesellschaft mit steigendem Altenquotienten muss ihre Ressourcen neu verteilen. Rentensysteme geraten unter Druck. Die Erwerbsbevölkerung schrumpft – und mit ihr die Zahl jener, die sparen, investieren, konsumieren. Gleichzeitig treten ganze Generationen in den Ruhestand und entnehmen Kapital. Die Auswirkungen auf Zinsen, Inflation und Vermögensverteilung sind tiefgreifend. Philippe Waechter, Chefökonom von Ostrum AM, bringt es auf den Punkt: „Gelingt es uns nicht, durch Migration oder hohe Produktivitätssteigerungen Mehreinnahmen zu erwirtschaften, werden wir schwer verdauliche Tatsachen akzeptieren müssen – wie einen niedrigeren Lebensstandard.“ Schwellenländer: Von der Peripherie ins Zentrum Lange Zeit galten die Emerging Markets als Rohstofflieferanten und Exportbasen für den Westen. Heute kämpfen sie um ihren eigenen Platz in der Weltordnung – technologisch, politisch, finanziell. Indien hat China als Hoffnungsträger für Investoren teils überholt. Viele Länder in Asien, Lateinamerika oder Afrika sind heute weniger abhängig vom US-Dollar, besser organisiert und widerstandsfähiger. Der Begriff „Schwellenländer“ wird ihrem Reifegrad kaum noch gerecht. Vielleicht sprechen wir 2035 nicht mehr von den BRICS, sondern von den „neuen Playern“ – wirtschaftlich, geopolitisch, auch börsentechnisch. Europäische Union: Zu viel Regulierung und zu lange zu wenig Investition Im Vergleich zu den USA hinkt Europa hinterher – bei Forschung, Unternehmensinvestitionen, Start-ups, Digitalisierung und nicht zuletzt beim Vertrauen in Kapitalmärkte. Wir haben in der EU nicht einmal ein eigenes und einheitliches Zahlungskarten-Netzwerk, das Transaktionen autorisiert, abwickelt und zwischen Banken, Händlern und Acquirern verrechnet. Stattdessen verlassen wir uns seit Jahrzehnten auf Mastercard und Visacard. Indien und China hingegen haben früh erkannt, dass Abhängigkeit von den USA ein strategischer Fehler ist – und ihre eigenen Netzwerke aufgebaut. In vielem wirkt die Europäische Union wie eine Ansammlung von Staaten auf dem Niveau früherer Entwicklungsländer – inklusive einer stillschweigend akzeptierten Korruption (Lobbyismus) auf den höchsten Ebenen. Eine Vision oder formulierte Zukunftsstrategie fehlt. Die Schlafwagenpolitik einer Angela Merkel hat sich EU-weit manifestiert. Während die USA auf Pragmatismus und Risikobereitschaft setzen, dominiert in Europa ein Regulierungsdickicht. Die Folge: Kapital wandert ab, Innovationen stocken. Dass europäische Aktien derzeit steigen und Kapital zurückfließt, halten viele nicht für nachhaltig. Dabei ist der Kapitalbedarf riesig: Allein für Digitalisierung und Energiewende müssten in der EU in den kommenden Jahren über 5 Billionen EUR mobilisiert werden. Wenn Europa nicht lernt, Kapital anzuziehen und effizient einzusetzen, bleibt es Zuschauer im globalen Strukturwandel – inklusive stark steigender Zinsen im Namen der Aufrüstung. Klimawandel und Migration: Politische Sprengkraft trifft Finanzrealität Die nächste industrielle Revolution ist grün. Aber sie kommt nicht von selbst. CO₂-Speicherung, Energiewende, Infrastrukturumbau – all das kostet Kapital, erzeugt Inflation und schafft Verlierer. Die Hoffnung auf technologische Wunder darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Veränderungen vor allem politisch erzwungen werden. Gleichzeitig zwingt der demografische Wandel Europa dazu, seine Haltung zur Zuwanderung grundlegend zu überdenken. Ohne Migration droht der wirtschaftliche Kollaps. Die gesetzlichen Rentenversicherungssysteme in Europa leben vom Mythos der Verlässlichkeit – auch in Zeiten schrumpfender Geburtenraten. Doch ein Umlagesystem nach dem sogenannten „Bismarck-Modell“ , das in vielen europäischen Ländern als Orientierung gedient hat und den Nachwuchs ausblendet, ist wie ein Haus ohne Fundament. Es bricht nicht sofort zusammen, aber jeder neue Riss zeigt: Die Statik stimmt nicht mehr. Berechnungen für Deutschland gehen von jährlich rund 400 000 Zuwandernde aus, die als notwendig erachtet werden, um die Stabilität von Renten- und Sozialsystem zu gewährleisten. Denn i m Jahr 2035 werden wir den Höhepunkt der demografischen Verwerfung zwischen Alt und Jung erleben. Danach beginnt das Ringen um knappe Mittel – und die Zinsen aus vermeidbaren Fehlinvestitionen in Aufrüstung könnten Deutschland letztlich erdrücken. Was fehlt, ist eine strategische Einwanderungspolitik wie in Kanada oder Australien: ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis, gesund, 18 bis 30 Jahre alt, Single oder mit kleinen Kindern, ohne Eltern im Gepäck und mit begrenztem Familiennachzug – dazu eine gewisse Grundbildung. Auch eine enge staatliche Begleitung zur raschen Integration in Arbeit und Sozialsysteme fehlt weitgehend. Aus persönlicher Erfahrung und Betreuung von Unternehmern behaupte ich sogar – fehlt komplett! Der politische Wille, dies aktiv und pragmatisch zu gestalten, ist vielerorts nicht erkennbar. Ein Dilemma, das direkte Auswirkungen auf Wachstum, Staatshaushalt und Investitionen hat. Was bedeutet das für Anleger? Einfach weitermachen wie bisher ist keine Option. Wer für die Zukunft vorsorgt, muss bereit sein, bekannte Muster zu verlassen. Die nächsten zehn Jahre werden geprägt sein von: neuen Gewichtungen : mehr Asien und Frontiermärkte, weniger Eurozentrismus ergänzenden Anlageklassen : Private Assets, Infrastruktur, grüne Investments verändertem Risikobewusstsein : Resilienz statt Maximierung – vor allem angesichts politisch beeinflusster Märkte Wer das berücksichtigt, kann aus dem Umbruch eine Chance machen. Wie das vergangene Quartal für uns Anleger verlaufen ist, wie der Ausblick auf das neue Quartal aussieht und welche Themen uns aktuell bewegen, haben meine Kollegen aus München für Sie zusammengestellt. »Investmentnews – Kapitalmarkt-Ausblick 03/2025« Ich wünsche Ihnen viel Freude und neue Erkenntnisse beim Lesen. -- Quellen u.a.: Natixis Investment Managers, Global Risks Report 2024, EY CEO Outlook, BIS, ECB, Bloomberg (Hinweis: Der Artikel beruht auf Erkenntnissen aus einer für institutionelle Anleger konzipierten Publikation. Die Aussagen sind für private Leser aufbereitet und stellen keine Anlageberatung dar.) 04.07.2022 | Welt | Wirtschaft braucht 500.000 Einwanderer jährlich gegen Fachkräftemangel 03.02.2025 | DIW | Deutschland braucht 400.000 Migranten – pro Jahr
von ML 27. Juli 2025
Es gibt immer mehr Kunden, die mich nach Bitcoin und Kryptoinvestments fragen sowie deren Einordnung. Deshalb heute ein etwas längerer Artikel über Entstehung, Geschichte, Chancen und Risiken des Kryptomarktes, Zukunftsaussichten – und hoffentlich so erklärt, dass auch jemand ihn versteht, der damit noch nie etwas zu tun hatte. Denn was einst mit ein paar Nerds begann, ist längst erwachsen geworden – und ein Milliardenmarkt. Die Anfänge – eine Idee in Zeiten der Finanzkrise Gehen wir zurück in das Jahr 2008 – in die Wirren der weltweiten Finanzkrise. Ausgelöst von zwei Bausparkassen in den USA, entwickelte sich eine Hypothekenkrise zu einer ausgewachsenen Bankenkrise. Es war eine Zeit, in der viele dachten, unser Geldsystem, wie wir es kennen, stehe vor dem Aus. Aktien fielen ins Bodenlose, ganze Banken verschwanden, Versicherungen standen kurz vor dem Kollaps. Ohne den weltweiten Eingriff von Politik und Notenbanken wäre es vermutlich nicht glimpflich ausgegangen. Im Oktober 2008 veröffentlichte ein anonymer Entwickler unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto das sogenannte Bitcoin-Whitepaper – ein Dokument, das die Idee einer digitalen Währung beschreibt. Kurz darauf wurde die erste Version der Bitcoin-Software veröffentlicht, die auf der neuartigen Blockchain-Technologie basierte. Damit war Bitcoin die erste praktische Anwendung dieser Technologie. Die erste dokumentierte Transaktion fand im Januar 2009 statt: Satoshi schickte 10 Bitcoin an den Entwickler Hal Finney. Satoshi Nakamoto selbst – ob Person, Frau, Mann oder Gruppe – hat vermutlich rund eine Million Bitcoin in den ersten Monaten geschürft. Diese liegen bis heute unberührt auf ihren Ursprungsadressen. Die Idee war in der Welt – quelloffen und für jeden nutzbar: ein digitales Saatkorn. Bitcoin vs. Fiatgeld – zwei grundverschiedene Systeme Während unser heutiges Geld – sogenannte Fiatwährungen wie Euro oder US-Dollar – von Zentralbanken beliebig vermehrt werden kann und auf staatlichem Vertrauen basiert, funktioniert Bitcoin grundlegend anders. Es ist dezentral, unabhängig, transparent über eine öffentlich einsehbare Blockchain und streng limitiert auf 21 Millionen Einheiten. Fiatgeld entsteht überwiegend durch Kreditvergabe. Regierungen und Zentralbanken steuern die Geldmenge – mit Auswirkungen auf Inflation und Kaufkraft. Bitcoin dagegen wird durch ein dezentrales Computernetzwerk „geschürft“ (Mining). Niemand kann es einfach erzeugen oder kontrollieren. Das macht es manipulationssicher – aber auch schwerer regulierbar. Zahlung mit Bitcoin?
von ML 5. Juli 2025
Teures Recht Die Deutschen gelten in der EU allgemein als sehr streitlustig. Traditionell hat Deutschland eine hohe Anzahl an Zivilklagen pro Kopf. Zwar ist die Zahl rückläufig, aber sie liegt weiterhin deutlich über Ländern der EU wie Schweden, Spanien oder Niederlande. Als Hauptgrund wird dafür häufig ein strukturelles Umfeld, das das Klagen begünstigt, angegeben. Eine Analyse des Versicherer-Gesamtverbands GDV zeigt, wie stark die Kosten für Zivilklagen in den vergangenen Jahren gestiegen sind. So kostete ein typischer Prozess zur Rückabwicklung eines Autokaufs 2020 rund 8.310 EUR – heute liegt der Betrag bei 11.109 EUR. Das entspricht einem Plus von 34 Prozent. Wer wegen einer gefälschten Armbanduhr klagt, muss sogar 43 Prozent mehr zahlen als vor fünf Jahren. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die gestiegenen Anwalts- und Gerichtsgebühren, die zuletzt zum 1. Juni erneut angehoben wurden. Auch die Inflation spielt eine Rolle: Sie treibt die Streitwerte nach oben – und damit auch die Gebühren und folglich die Beiträge der Rechtsschutzversicherung. 🛡️ Ohne Rechtsschutz? Oft kein Recht! Für Menschen ohne Rechtsschutzversicherung sind diese Summen abschreckend. Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesjustizministeriums geben Anwälte an, dass in 60 Prozent der Fälle aus Kostengründen auf eine Klage verzichtet wird. Recht haben – aber es sich nicht leisten können, Recht zu bekommen: ein beunruhigender Befund. Anwälte verdienen – auch bei Niederlagen Ein oft übersehener Punkt: Anwälte verdienen unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Ob gewonnen oder verloren – die Gebühren fallen an. Entsprechend wird in der Praxis häufig zur Klage geraten – auch weil der Klageweg eine verlässliche Einnahmequelle für Kanzleien darstellt. Umso wichtiger ist es, nicht vorschnell zu klagen, sondern realistisch die Erfolgsaussichten zu prüfen. Rechtsschutz ist kein Freifahrtschein Auch mit einer Rechtsschutzversicherung kann ein Rechtsstreit teurer werden als erwartet. Wer dem Rat seines Anwalts folgt und den Klageweg einschlägt, sollte nicht ohne Rücksprache mit der Versicherung einem Vergleich zustimmen. Denn in solchen Fällen kann die Versicherung die Kostenübernahme kürzen oder ganz verweigern. Gleiches gilt, wenn unnötig hohe Anwaltskosten entstehen oder Maßnahmen ergriffen werden, die nicht abgesprochen sind. Eine Rechtsschutzversicherung schützt also nicht vor jeder finanziellen Überraschung – sie setzt eigenverantwortliches Handeln voraus. 🤝 Ombudsstelle statt Richterbank Was viele nicht wissen: Zahlreiche Konflikte lassen sich auch außergerichtlich und kostengünstig klären. Es gibt Ombudsstellen, Schlichtungsstellen und unabhängige Beschwerdeinstanzen – zum Beispiel: Versicherungsombudsmann bei Ärger mit der Versicherung Ombudsstelle der privaten Banken Ombudsstelle für Investmentfonds Unabhängige Patientenberatung und Beschwerdestellen der Ärztekammern Anlaufstellen bei gesetzlichen Krankenkassen und Pflegekassen Diese Institutionen helfen häufig schnell, unbürokratisch und kostenlos – und schonen dabei Nerven und Portemonnaie. Besonderheit Arbeitsrecht: Hohe Kosten schon in der ersten Instanz Ein Sonderfall ist der Arbeitsrechtsschutz . Hier gilt: Selbst bei einem gewonnenen Verfahren trägt jede Partei in der ersten Instanz ihre eigenen Anwaltskosten. Wer sich gegen eine Kündigung oder um Lohnansprüche wehrt, steht also sofort vor finanziellen Hürden. Gerade in diesen Fällen ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll – oder alternativ eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, die in vielen Fällen rechtliche Beratung und Vertretung übernimmt. ⚖️ Neuer Trend als Alternative: Prozessfinanzierer statt Versicherung Immer häufiger bieten spezialisierte Anbieter an, vielversprechende Klagen vollständig zu finanzieren. Die Prüfung des Falls erfolgt in der Regel kostenfrei. Wird der Fall übernommen, trägt der Prozessfinanzierer sämtliche Kosten – auch im Falle einer Niederlage. Im Erfolgsfall wird ein Teil des erstrittenen Betrags einbehalten, meist als prozentuale Gewinnbeteiligung. Für Kläger bedeutet das: kein Kostenrisiko, aber auch kein voller Anspruch auf den gesamten Betrag. 🏛️ Zugang zum Recht darf keine Frage des Einkommens sein Auch wer sich keinen Anwalt leisten kann, muss nicht rechtlos bleiben. In Hamburg bietet die ÖRA – Öffentliche Rechtsauskunft und Vergleichsstelle kostengünstige Rechtsberatung für Menschen mit geringem Einkommen. Zusätzlich engagiert sich die Rechtsklinik der Bucerius Law School, in der Jurastudierende unter Anleitung ehrenamtlich beraten. Der Rechtsstaat lebt davon, dass alle ihn nutzen können – unabhängig vom Kontostand. Fazit: Nicht existenziell – aber manchmal sehr hilfreich Die Rechtsschutzversicherung ist keine existenzielle Absicherung. Vorrang haben immer andere Risiken: etwa Berufsunfähigkeit, Haftpflicht, Krankheit und Altersvorsorge. Wer diese Grundlagen abgedeckt hat, kann über eine Rechtsschutzversicherung nachdenken – besonders, wenn berufliche Konflikte wahrscheinlich sind oder man in anderen Bereichen gerne auf Augenhöhe streitet. Wichtig bleibt: Rechtsschutz ersetzt nicht den gesunden Menschenverstand – und schon gar nicht eine kluge Konfliktvermeidung. Wer sich keine Rechtsschutzversicherung leisten kann, sollte den Kopf nicht in den Sand stecken. Es gibt kostenlose Ombudsleute, Beschwerdestellen, Prozessfinanzierer, die Öffentliche Rechtsauskunft und Legal-Tech-Angebote – und das in immer mehr Lebensbereichen. -- 26.01.2025 | RND | Zahl der Zivilklagen stark gesunken – Deutscher Prozesshansel adé? 01.07.2025 | Europäische Kommission | EU-Justizbarometer 2025
von ML 4. Juli 2025
Versprochen – gebrochen: Die Stromsteuer bleibt – der deutsche Michel sowie der Mittelstand zahlt ( oder wie drückt man die SPD unter die 5-Prozent-Grenze und die AfD nach oben ) Die schwarz-rote Koalition unter Kanzler Friedrich Merz hatte vollmundig angekündigt, die Stromsteuer zu senken – für alle. Doch beim Koalitionsausschuss am Mittwoch wurde klar: Dieses Versprechen war abermals nichts wert. Private Verbraucher, Handwerker, Gewerbetreibende und der Mittelstand gehen leer aus. Wieder einmal profitieren nur internationale Großkonzerne. Friedrich Merz: Analyse korrekt – Handeln falsch Die Kritik an der Koalition ist berechtigt. Dennoch soll ein Satz von Friedrich Merz nicht untergehen: „Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben.“ Diese Einsicht ist ökonomisch korrekt – gerade deshalb ist es umso unverständlicher, wie willkürlich derzeit mit Mitteln umgegangen wird. Unsere Ressourcen sind begrenzt – nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf Rohstoffe, Arbeitskraft und selbst unsere Zeit auf Erden. Nur Gesetze und Verordnungen scheinen sich in Deutschland und der EU ungebremst zu vermehren. Die Lage Deutschland ist wirtschaftlich angeschlagen: Die energieintensive Industrie wandert ab Der Fachkräftemangel verschärft sich Die Inlandsnachfrage bleibt schwach Der Mittelstand – Rückgrat unserer Volkswirtschaft – leidet Wir leisten uns eines der teuersten, aber ineffizientesten Gesundheitssysteme Europas, die niedrigsten Renten im Verhältnis zur Lebensarbeitszeit und einen Reform- sowie Investitionsstau aus 16 Merkel-Jahren sowie ideologischen Irrsinn der Ampel. Die Liste der Versäumnisse ist lang. Einige Zahlen Eine Stromsteuersenkung hätte den Bund jährlich 5,4 Mrd. EUR gekostet Die Zinslast durch neue Schulden liegt bereits jetzt bei rund 30,2 Mrd. EUR jährlich Laut Bundesfinanzministerium soll sie bis 2029 auf 61,9 Mrd. EUR steigen – eine Verdoppelung Der Bundesrechnungshof schüttelt nur noch mit dem Kopf Wofür sollten wir jetzt Geld ausgeben? Wo ist es gut investiert, damit in Zukunft die Steuereinnahmen sprudeln, sodass wir in der Lage sind, Rente, Gesundheitsvorsorge und Pflege quer-finanzieren zu können, bis die geburtenstarken Jahrgänge mit auffallend wenig Kindern das Zeitliche segnet? Wie können wir den auf der anderen Seite auch respektablen Anteil von Rentnern mit Vermögen dazu bringen, ihr Geld im Land auszugeben? Wie können wir die Geburtenrate wieder beleben und junge Menschen dazu bringen, ihr Glück in einer großen Familie zu sehen? a) Milliardenausgaben für Raketen, Panzer, nukleare Teilhabe und kostspielige Auslandseinsätze der Bundeswehr – flankiert vom erklärten Ziel, laut Friedrich Merz, die größte konventionelle Streitmacht innerhalb der EU aufzubauen? Dies in einem sicherheitspolitischen Umfeld, in dem es an Personal mangelt und große Teile der jungen Generation zu Recht kaum Bereitschaft zeigen, ihre Gesundheit, ihre Anti-Aging-Routine oder gar ihr Leben für geopolitische Interessen aufs Spiel zu setzen, die primär von Anzugträger*innen in Brüssel oder Berlin definiert werden. All dies zudem entgegen einer wissenschaftlichen Studie , die feststellt, dass die geplanten Rüstungsausgaben konsumtiver Natur sind und kein Wirtschaftswachstum fördern werden. b) Oder für etwas anderes? Wofür würden Sie 5 % des BIP * ausgeben? Schreiben Sie es auf – und vergleichen Sie es mit Ihrem Wahlverhalten. Und dann mit dem, was Sie nach der Wahl bekommen. Strompreise: Teuer, intransparent, doppelt besteuert Deutschland hat die höchsten Strompreise in der EU – im Schnitt 10 Cent pro Kilowattstunde mehr als andere Länder . Zusammensetzung des Strompreises (2024/2025, gerundet): Strombeschaffung & Vertrieb: 25–30 % Netzentgelte: 20–25 % Stromsteuer: 2,05 ct/kWh (fix) Umlagen & Abgaben: 2–3 ct/kWh Mehrwertsteuer: 19 % – auf den gesamten Betrag Problem Nr. 1: Wir zahlen Mehrwertsteuer auch auf die Stromsteuer – eine faktische Doppelbesteuerung. Merit-Order: Ein Marktprinzip – gegen den Verbraucher Das „Merit-Order“-Modell - unser Problem Nr. 2 - stammt aus der Mikroökonomie: Der teuerste Anbieter bestimmt den Preis. In der Praxis heißt das: Gaskraftwerke setzen den Preis – auch wenn günstiger Ökostrom im Netz ist. So zahlen Verbraucher für günstigen Windstrom den Preis von teurem Gas. Profitiert haben davon nicht die Bürger, sondern Energiekonzerne und vor allem gewerbliche Anbieter von Ökostrom. Lösung: Große Stromerzeuger aus Sonne und Wind müssten zur Speicherung verpflichtet werden. Das würde die Preisstabilität und Versorgungssicherheit erhöhen. Netzentgelte Ein weiterer Missstand am Strommarkt ist die Bestrafung von Stromspeichern und damit Probleme Nr. 3 : Netzentgelte werden nicht nur fällig, wenn Strom in einen Speicher überführt wird, sondern auch, wenn er in Spitzenzeiten wieder ins Netz zurückgespeist wird. Auch hier könnte eine einfache politische Maßnahme den Strompreis spürbar, für alle senken. Fachstudien zeigen: Ein hoher Speicheranteil stabilisiert den Markt, senkt Preisspitzen – und macht Gaskraftwerke weitgehend überflüssig. Pay-as-Bid: Gerechter, aber unerwünscht Pay as bid wäre die Alternative und soll verhindern, dass Anbieter mit niedrigen Kosten hohe Gewinne einstreichen , nur weil der Börsenpreis durch teure Kraftwerke hoch ist. Beim „Pay-as-bid“-Prinzip (auch: discriminatory pricing ) geben die Stromanbieter Gebote ab , zu welchem Preis sie Strom verkaufen möchten. Dieses Modell wird in der Form aber niemals eingeführt, da man eine Cashcow abschaffen würde. Es geht ums Geldverdienen und nicht um Umweltschutz, CO₂-Einsparung oder gar die Rettung des Klimas. Fazit: Der Strommarkt ist krank – und der Patient zahlt Was wir haben, ist weit weg von Marktwirtschaft! Politische Entscheidungen orientieren sich weniger an Vernunft, als an Interessen, Vorhandenes auch aus der Ära Trittin zu verteidigen. Die Stromsteuer wäre leicht zu senken. Speicher könnten gefördert werden. Das „Pay-as-Bid“-Modell könnte Preisspitzen brechen. Doch all das geschieht nicht. Stattdessen zahlen wir die höchsten Energiepreise, Doppelbesteuerung, Netzentgelte für Speicher und Milliarden für neue geförderte Gaskraftwerke, die gerade in Bayern und Baden-Württemberg entstehen sollen (mit Option Wasserstoff). Und wer profitiert? Bestimmt nicht der Mittelstand. Zum Wohle des deutschen Volkes? Hm … nicht wirklich! -- Juni 2025 | Universität Mannheim | Wirtschaftliche Auswirkungen von Militärausgaben in Deutschland Januar 2024 | RWI-Essen | The New Merit Order 19.05.2025 | Pub Affairs Brüssel | The green key to Germany’s economic recovery * 25.05.2025 | NachDenkSeiten | 5 Prozent für die Rüstung – was heißt das konkret? Podcast-Version 🔈
von ML+AI 26. Juni 2025
Grünes Wachstum, roter Drache – was China vormacht und Europa verpasst Die Energiewende ist erklärtes Ziel fast aller Industrienationen – doch wenn es ums Geld geht, trennt sich die Vision von der Wirklichkeit. Laut REN21 Global Status Report wurden 2024 weltweit über 727 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investiert – so viel wie nie zuvor. Doch wer genau hinsieht, erkennt: China zieht allen davon. Mit knapp 290 Milliarden US-Dollar stemmt die Volksrepublik allein rund 40 Prozent der weltweiten Investitionenin grüne Technologien. Europa und die USA kommen zusammen nicht einmal auf diese Summe. Die EU-27 und das Vereinigte Königreich investierten 114 Milliarden US-Dollar, die USA 97 Milliarden. Noch gravierender ist: Die EU hat ihr Niveau im Vergleich zu 2022 nicht gehalten – im Gegenteil, die Investitionen gingen zurück.
von ML+AI 5. Juni 2025
In der Börsensprache ist von einem „Todeskreuz“ die Rede, wenn der kurzfristige Durchschnittskurs einer Aktie oder eines Index unter den langfristigen fällt – etwa bei der Betrachtung von 50- und 200-Tage-Linien. Das daraus entstehende Chartbild erinnert oft an ein Kreuz. Genau dieses Muster zeigte sich nach Ostern bei großen Indizes wie dem S&P 500 und dem MSCI World sowie bei Einzeltiteln wie Nvidia und Apple. Einige Marktteilnehmer deuten das „Todeskreuz“ als schlechtes Omen: Als der S&P 500 im Jahr 2000 ein solches Signal lieferte (Dotcom-Blase), fiel der Index in den folgenden zwei Jahren um bis zu 40 %. Betrachtet man jedoch alle 25 in den vergangenen 100 Jahren aufgetretenen „Todeskreuze“, zeigt sich: Die statistische Aussagekraft dieser Konstellation ist äußerst begrenzt. Vielmehr ist das „Todeskreuz“ eine rein technische Folge einer bereits eingesetzten Abwärtsbewegung. Daraus auf eine Fortsetzung der Baisse oder den Super-Crash zu schließen, ist pure Spekulation. Als Verkaufssignal taugt das „Todeskreuz“ daher nicht – Anleger sollten für ihre Entscheidungen fundiertere Indikatoren heranziehen. Es schadet auch nichts, sich die Grundlagen einer guten Investition noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Zwischen Investitionen und Spekulationen gibt es einen Unterschied. 1. Investiere nur in das, was du verstehst („Circle of Competence“) „Invest in businesses you understand.“ Investiere nur in Produkte oder Unternehmen, die du selbst nutzt oder kennst und vor allem vestehst. Das schützt vor spekulativen Fehlgriffen. 2. Langfristig denken – kaufe, um zu halten! „Our favorite holding period is forever.“ Kaufe Unternehmen, nicht Aktien – und halte sie idealerweise ewig, solange die Qualität stimmt. Langfristige Wertentwicklung durch solides Geschäftsmodell und Burggraben (Moat) ist entscheidend. 3. Sicherheitsmarge („Margin of Safety“) „Price is what you pay, value is what you get.“ Investiere nur, wenn der Preis deutlich unter dem inneren Wert liegt. Das reduziert Risiken. 4. Qualität vor Quantität Kaufe lieber ein exzellentes Unternehmen zu einem fairen Preis als ein mittelmäßiges Unternehmen zum Schnäppchenpreis. Kriterien: stabiles Geschäftsmodell, fähiges Management, hohe Eigenkapitalrendite, wenig Schulden.  5. Marktschwankungen nutzen, nicht fürchten! „Be greedy when others are fearful.“ Volatilität ist dein Freund, wenn du rational bleibst. Kaufe nach, wenn Panik herrscht – vorausgesetzt die Fundamentaldaten stimmen. 6. Cashflow, nicht Kursgewinne zählen Bevorzuge Unternehmen mit planbarem Cashflow , solider Kapitalrendite und – bei Aktien – nachhaltigen Dividenden. Der Cashflow zeigt, wie viel Geld tatsächlich ins Unternehmen hereinkommt – und wie viel wieder ausgegeben wird . Man kann auch sagen: Der Cashflow ist der Geldfluss , der durch das Geschäft entsteht. Es verkauft Produkte oder Dienstleistungen → Geld kommt rein Es zahlt Löhne, Miete, Materialkosten usw. → Geld geht raus Wenn mehr Geld hereinkommt, als hinausgeht , hat das Unternehmen einen positiven Cashflow . Das ist gut – denn mit diesem Geld kann es z. B. Schulden tilgen, investieren oder Dividenden an Anleger zahlen. Die Grundprinzipien von Warren Buffett – kurz, klar, praktisch – auch nach über 80 Jahren.
von ML+AI 5. Juni 2025
Der Bundeshaushalt Deutschlands für das Jahr 2025 sieht Ausgaben in Höhe von 488,67 Milliarden EUR vor. Die geplanten Einnahmen belaufen sich auf 437,37 Milliarden EUR , was zu Haushaltsloch und einer Nettokreditaufnahme von 51,3 Milliarden EUR führt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands betrug im Jahr 2024: 4.305,3 Milliarden EUR . Die Europäische Kommission hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland im Jahr 2025 auf 0,0 % gesenkt. Die Bundesregierung bezeichnet diesen Zustand als „Null-Wachstum“. Aus psychologischer Sicht bleibt im kollektiven Gedächtnis häufig nur das letzte Wort haften – in diesem Fall also „Wachstum“. Der sachlich korrekte Begriff lautet Stagnation . Wenn eine Stagnation mit zusätzlicher Inflation zusammenfällt – also mit Preissteigerungen bei gleichzeitig ausbleibendem Wirtschaftswachstum –, spricht man von einer Stagflation . Bundesaußenminister Johann Wadephul forderte im Frühjahr 2025, 5 % des BIP für Rüstungsausgaben einzuplanen. Das würde den bedeuten:  0,05 × 4.305,3 Mrd. EUR = 215,27 Mrd. EUR jährlich Fazit : 5 % des BIP entsprechen ca. 215,3 Milliarden EUR jährlich – nur für militärische Zwecke . Der Bundeshaushalt 2025 liegt bei 488,7 Milliarden EUR . Das würde bedeuten: Fast die Hälfte des gesamten Haushalts müsste ausschließlich in die Rüstung fließen. Im Bundeshaushalt 2025 sind für Verteidigungsausgaben reguläre 53,25 Milliarden Euro und zusätzliche Mittel aus dem Sondervermögen der Bundeswehr in Höhe von rund 22 Milliarden Euro veranschlagt. Weitere verteidigungsbezogene Ausgaben anderer Ressorts belaufen sich auf etwa 20 Milliarden Euro, was im Ergebnis 95 Milliarden EUR bedeutet. Der Rest von jährlich rund 120 Milliarden EUR wären zusätzliche Kredite zulasten unserer Kinder, Enkel und kommender Generationen.
von ML+AI 4. Juni 2025
Jahr für Jahr müssen europäische Versicherer ihre Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Reports, SFCR) veröffentlichen. Damit soll sichergestellt werden, dass sie auch in Krisenzeiten über ausreichende Risikotragfähigkeit verfügen. Versicherer sind verpflichtet, eigenes Kapital (Solvenzkapital) vorzuhalten, um selbst in Stresssituationen – etwa bei Großschadensereignissen – zahlungsfähig zu bleiben. Eine Solvenzquote von 100 Prozent bedeutet: Selbst in einem extremen Stressszenario, das statistisch nur alle 200 Jahre eintritt, kann das Unternehmen seinen Verpflichtungen gegenüber Kunden noch nachkommen. Natürlich sind statistische Wahrscheinlichkeiten nicht in Stein gemeißelt. Wetterextreme, die angeblich nur alle 200 Jahre auftreten sollen, treffen uns manchmal gleich zweimal in einem Jahrzehnt. Dennoch erfüllen deutsche Versicherer diese Anforderungen deutlich. Zum 31.12.2023 betrug die durchschnittliche Bedeckungsquote der Lebensversicherer 479 Prozent, der Schaden- und Unfallversicherer 280 Prozent und der Rückversicherer 291 Prozent. Ein Blick auf die Lebensversicherung Neben den Zahlen der BaFin lohnt sich ein Blick in die statistischen Auswertungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), um ein differenzierteres Bild zu erhalten. Die Broschüre Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2025 bietet ab Seite 16 zudem anschauliche und leicht verständliche Grafiken – speziell zur Kategorie Lebensversicherung. Warum ist das relevant? Wenn eine Sachversicherung ihre Risiken falsch kalkuliert, greift der Treuhänder ein und passt die Beiträge an. Das spüren Kundinnen und Kunden unmittelbar – und können gegebenenfalls den Anbieter wechseln. Eine Lebensversicherung hingegen ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Gerade deshalb lohnt sich hier ein genauer Blick. Die gebuchten Bruttobeiträge in der Lebensversicherung sind von 2023 auf 2024 gestiegen. Das ist grundsätzlich erfreulich, denn seit 2020 waren die Einnahmen fast jedes Jahr rückläufig. Weniger erfreulich: Der Vertragsbestand sinkt seit 2005 kontinuierlich. Das deutet darauf hin, dass das Wachstum lediglich durch Dynamikkomponenten, also Beitragserhöhungen zum Inflationsausgleich , zustande kommt – nicht durch echte Nachfrage . Die Lebensversicherung war in den vergangenen Jahren nicht übermäßig beliebt. Klassische Tarife dümpeln weiterhin bei einer Nettoverzinsung von rund 2,37 %, was in Zeiten höherer Inflation kaum Kaufkraft erhält. Hinzu kommt: Die Lebensversicherer kämpfen mit hohen Abflüssen . Wurden 1995 noch 30,8 Mrd. EUR an Versicherte ausgezahlt, waren es 2024 bereits 99,1 Mrd. EUR. Dabei handelt es sich nicht vorrangig um Todesfall- oder BU-Leistungen, sondern größtenteils um ausgezahlte Lebensversicherungen. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner entscheiden sich, das angesparte Kapital außerhalb des Versicherungssektors zu investieren. Warum das sinnvoll sein kann, lesen Sie auf meiner Seite Entnahmenplan | Verrentung . Fazit Der Versicherungswirtschaft geht es gut. Ihre Hauptaufgabe – die Absicherung von Risiken – erfüllt sie zuverlässig. Die Produkte im Sach- und Unfallbereich werden laufend modernisiert und an den Markt angepasst. Die Lebensversicherung hingegen verwaltet nach wie vor enorme Mengen an Altersvorsorgevermögen – größtenteils zu niedrigen Zinssätzen. Der Druck zur Veränderung ist bislang gering. Warum auch die „heilige Kuh“ schlachten, wenn sie noch genug Milch gibt? -- 16.05.2025 | GDV | Broschüre Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2025 05.09.2024 | GDV | Statistiken zur deutschen Versicherungswirtschaft 25.10.2024 | Newsblog | Streitthema: Eignen sich Fondsentnahmepläne zur Altersvorsorge? 06.05.2023 | Newsblog | Die heilige Kuh der Versicherungswirtschaft ist bedroht
von ML+AI 19. Mai 2025
Die Ratingagentur Moody’s hat am 16. Mai 2025 als letzte der drei großen Agenturen den Vereinigten Staaten das Top-Rating „Aaa“ entzogen und die Kreditwürdigkeit auf „Aa1“ herabgestuft – bei stabilem Ausblick. Was trocken klingt, ist de facto ein politisch wie wirtschaftlich bedeutsamer Einschnitt. Die USA haben damit erstmals seit über 100 Jahren bei keiner der großen Agenturen mehr das beste Rating. Warum dieser Schritt jetzt? Moody’s begründet die Entscheidung mit einer langfristigen Verschlechterung der US-Finanzen. Die fiskalischen Kennzahlen, also insbesondere Schuldenquote, Haushaltsdefizit und Zinslast, hätten sich so stark verschlechtert, dass selbst die enormen wirtschaftlichen Stärken der USA diese Entwicklung nicht mehr kompensieren könnten. Der US-Haushalt weist derzeit ein jährliches Defizit von rund zwei Billionen US-Dollar auf. Hinzu kommt ein Gesamtschuldenberg von etwa 34,5 Billionen Dollar . Angesichts der politischen Blockaden im US-Kongress bei jeder Haushaltsdebatte zweifelt Moody’s offenbar daran, dass strukturelle Reformen überhaupt realistisch durchsetzbar sind.
von Mike Lehmann 14. Mai 2025
Die Situation bei den offenen Immobilienfonds (OIF) spitzt sich weiter zu – und es handelt sich offensichtlich nicht mehr um einen kurzfristigen Sondereffekt, sondern um eine strukturelle Vertrauenskrise. Faktenlage laut Bundesbank Nach Abflüssen von 499 Mio. EUR im Januar wurden im Februar weitere 730 Mio. EUR aus offenen Immobilienfonds (OIF) abgezogen – der höchste monatliche Netto-Abfluss seit 2016 und bereits der 19. Monat in Folge mit negativen Zuflüssen. Seit September 2023 summieren sich die Mittelabflüsse auf rund 8 Mrd. EUR. Parallel dazu steigen die Verbindlichkeiten der Fonds kontinuierlich – eine Entwicklung, die primär auf die gestiegenen Darlehenszinsen zurückzuführen ist. Laut aktueller Marktanalyse lag die durchschnittliche Fremdkapitalquote der OIF im Jahr 2024 bei 16,6 %. Kleinere Fonds bewegen sich dabei vielfach bereits nahe an der gesetzlichen Obergrenze. Regulatorischer Rahmen und Risikoverstärker Gemäß Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) dürfen offene Immobilienfonds Kredite bis zu 30 % des Verkehrswerts ihrer Immobilien aufnehmen. Problematisch wird es, wenn diese Verkehrswerte – etwa infolge von Marktverwerfungen oder Abwertungen wie zuletzt bei Union Investment – sinken und gleichzeitig die Finanzierungskosten steigen. In einem solchen Szenario geraten die Fonds doppelt unter Druck: bilanziell durch steigende Verschuldungsgrade und operativ durch mögliche Liquiditätsengpässe bei gleichzeitigem Rückgabeverlangen der Anleger. Auch weniger erfahrene Investoren können inzwischen nachvollziehen, wie fragil die Balance zwischen Liquidität, Bewertung und Finanzierung in diesem Marktsegment geworden ist. Hintergrund Da bei offenen Immobilienfonds eine gesetzliche Kündigungsfrist von zwölf Monaten gilt, hängen aktuelle Rückgaben oft mit Ereignissen ein Jahr zuvor zusammen. Im Fokus steht vermutlich die Insolvenz der Signa-Gruppe von René Benko im Herbst 2023, die viele institutionelle wie private Anleger zum Handeln veranlasst hat. Ausschlaggebend ist jedoch die Gesamtsituation: Skandale in der Immobilienbranche, der strukturelle Nachfragerückgang bei Büroflächen, eine niedrige Rendite im Vergleich zu Termin- und Rentenmarkt, eingeschränkte Liquidität – sowie eine vielfach unrealistische Risikoeinstufung der Fonds. Herausforderung für Fondsmanager Das Liquiditätsmanagement wird zur zentralen Herausforderung. Reichen die Mittel nicht aus, um Rückgaben zu bedienen, drohen Notverkäufe – häufig unter Buchwert. Diese Abschläge können die Fondswerte weiter belasten und eine negative Dynamik auslösen. Ausblick Im Sommer könnte sich die Lage erneut zuspitzen: Dann jährt sich die markante 17 %-Abwertung eines großen offenen Immobilienfonds. Eine erneute Bewertungsrunde dürfte erneut Rückgabewellen auslösen – insbesondere, wenn weitere Abwertungen folgen. Meinung Offene Immobilienfonds stecken zunehmend in einem strukturellen Dilemma: langfristig gebundene, illiquide Vermögenswerte treffen auf kurzfristiges, oft nervöses Anlegerverhalten. Solange Immobilienpreise stagnieren oder fallen, bleibt die Anlageklasse unter Druck – zumal liquide Alternativen wie Tages- oder Festgeld mit attraktiven Zinsen locken. Auch neuere Vehikel wie ELTIFs, die in Infrastruktur investieren, bieten institutionellen und privaten Anlegern zunehmend attraktive Alternativen mit kalkulierbarem Risiko. Auffällig ist, dass einige Finanzvertriebe und Banken offene Immobilienfonds aktuell wieder verstärkt als krisenfeste und chancenreiche Anlage bewerben – nicht selten begleitet von überdurchschnittlich hohen Vertriebsprovisionen. Dabei entsteht ein Interessenkonflikt: Der wirtschaftliche Anreiz für den Vertrieb kann dazu führen, dass die Risiken – etwa in Bezug auf Liquidität, Verkehrswertschwankungen oder Rückgabefristen – gegenüber dem Kunden nicht ausreichend kommuniziert werden. Es entsteht ein Kreislauf, bei dem das Geld neuer Anleger nötig wird, um die Ansprüche der früheren zu erfüllen – ein fragiles Modell, das stark vom Vertrauen lebt. Auch wenn dies gesetzlich zulässig und formal korrekt strukturiert sein mag, nähert sich das System bei anhaltenden Abflüssen einem kritischen Punkt. Bricht dieses Vertrauen weg, kann sich der Mechanismus schnell selbst verstärken. Und da die jüngsten Anleger zugleich diejenigen mit der längsten Rückgabefrist sind, dürften sie – im Falle einer angespannten Marktlage – als Letzte zum Zug kommen. Oder zugespitzt gesagt: Es sind meist die Letzten, die von den Hunden gebissen werden. -- 01.08.2024 | Newsblog | Union Investment (ZBI) senkt Anteilspreis deutlich 03.01.2025 | Newsblog | Offene Immobilienfonds verlieren 5,5 Milliarden in 14 Monaten 25.10.2024 | Newsblog | Wochen der Entscheidung für offene Immobilienfonds 17.07.2024 | Newsblog | Mittelabflüsse und Preisflaute: offene Immobilienfonds vor Herausforderungen 06.05.2024 | Newsblog | Offene Immobilienfonds kämpfen mit starken Mittelabflüssen 20.02.2024 | Newsblog | Offene Immobilienfonds bekommen Marktkrise zu spüren
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