Newsblog


von ML 11. September 2025
Rebalancing bedeutet, das ursprüngliche Verhältnis der verschiedenen Anlageklassen im Portfolio wiederherzustellen. Beispiel: Ein Anleger hat sein Vermögen zu 60 % in Aktien und zu 40 % in Anleihen investiert. Wenn die Aktienmärkte boomen, kann der Aktienanteil auf 70 % steigen – was auch die Risikostruktur des Gesamtportfolios verändert. Beim Rebalancing würden nun Aktien verkauft und Anleihen gekauft, um zurück zur 60/40-Aufteilung zu kommen. Das klingt sinnvoll – zumindest in der Theorie. Automatisiert wird dieses Prinzip von Robo-Advisors angewendet und ist inzwischen Standard in nahezu allen fonds­basierten Renten- und Lebensversicherungen. Weniger Aufwand, weniger Emotionen, mehr Disziplin – und nicht zuletzt eine vermeintlich optimale Risiko-Rendite-Balance durch regelmäßiges Rebalancing. Doch wie sinnvoll ist diese automatische Umschichtung wirklich? Eine Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat bereits im Jahr 2020 genau diese Frage untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis. Automatisiertes Rebalancing bringt oft keinen Vorteil Die Finanzwissenschaftler Matthias Horn und Prof. Dr. Andreas Oehler analysierten reale Haushaltsportfolios aus der PHF-Studie der Deutschen Bundesbank. Im Fokus: die Frage, ob automatisiertes Rebalancing – auch über klassische Aktien-Anleihen-Mischungen hinaus – tatsächlich zu einer besseren Portfolio-Performance führt. Die Antwort fällt ernüchternd aus: „Die analysierten deutschen Haushalte hätten durch automatisiertes Rebalancing im Zeitraum von 2010 bis 2015 keine messbaren Vorteile gegenüber einer Buy-and-Hold-Strategie erzielt.“ Auch Untergruppen mit bestimmten sozioökonomischen Merkmalen – etwa höherer Bildung, größerem Vermögen oder anderem Alter – schnitten beim Rebalancing nicht signifikant besser ab. Warum Rebalancing nicht die „Wunderwaffe“ ist In einem kürzlichen Interview mit dem Spiegel betont Finanzforscher Matthias Horn erneut, dass viele das Thema Rebalancing deutlich überschätzen. Denn: Die Risikoneigung ist nicht statisch. Wer mit Aktien hohe Gewinne erzielt hat, verkraftet zwischenzeitliche Rücksetzer oft leichter – sowohl psychologisch als auch finanziell. Verkaufen heißt: Potenzial verschenken. Wer „übergewichtete“ Aktien verkauft, könnte sich weiteres Kurswachstum entgehen lassen. Kosten fressen Rendite. Jede Umschichtung verursacht Kosten – etwa Handelsgebühren, Spreads oder Steuern. (In fonds­basierten Versicherungslösungen fallen diese Kosten meist nicht an.) „Rebalancing versus Buy and Hold: Theory, Simulation and Empirical Analysis” (Jimmy E. Hilliard, 2015) Auch diese Studie kommt zu dem Resultat, dass Buy-and-Hold häufig eine höhere erwartete Rendite liefert als Portfolios, die regelmäßig rebalanced werden. Rebalancing senkt zwar typischerweise die Volatilität und verbessert das Risikoprofil, aber nicht zwangsläufig die Rendite. Fazit Rebalancing ist kein Allheilmittel. Und vor allem: Es ist nicht für jeden Anleger notwendig. Wer langfristig denkt, regelmäßig investiert und ein breit gestreutes Portfolio hält, muss nicht ständig an den Stellschrauben drehen. Natürlich kann es sinnvoll sein, extreme Schieflagen zu korrigieren – etwa wenn ein Portfolio plötzlich zu 90 % aus Aktien besteht. Aber das sollte die Ausnahme bleiben, nicht die Regel. Weniger ist oft mehr. Übertriebener Aktivismus beim Rebalancing kann mehr schaden als nutzen – insbesondere, wenn er automatisiert, pauschal und ohne Rücksicht auf individuelle Lebensumstände erfolgt. -- 14.03.2015 | Auburn-Universität | Neugewichtung versus Kaufen und Halten: Theorie, Simulation und empirische Analyse 29.12.2020 | Journal of Asset Management, 2020 | Automatisierte Portfolio-Neugewichtung: Automatische Erosion der Anlageperformance? 30.07.2025 | Spiegel | Interview mit Finanzforscher Matthias Horn / Rebalancing ist nicht die Wunderwaffe (Bezahlschranke)
von ML 8. September 2025
In Deutschland gibt es zwei Systeme: die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV) . Letztere präsentiert sich gerne als überlegenes Modell. Während Zusatzversicherungen fast jeder abschließen kann, ist der Zugang zur privaten Vollversicherung streng reglementiert. Beamte genießen selbstverständlich die Vorteile der PKV – was eine einheitliche Bürgerversicherung, wie sie in den Niederlanden erfolgreich praktiziert wird, in Deutschland nahezu unmöglich macht. Die Frösche trocknen bekanntlich ungern ihren eigenen Teich aus. Zugang zur PKV haben zudem Selbstständige, die ihre Beiträge vollständig selbst tragen und Leistungen individuell zusammenstellen, sowie Arbeitnehmer mit einem Einkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2025: 73.800 EUR), welche wie gesetzlich Versicherte ihren Zuschuss vom Arbeitgeber bekommen. Zusammen mit ein paar Studenten, die in der PKV versichert sind, stellen Sie die Vollversicherten dar. Angesichts der Eigendarstellung der Unternehmen lohnt es sich, das System der PKV regelmäßig zu hinterfragen. Der jährliche map-report liefert dazu ein Bilanzrating , das wichtige Kennzahlen der Anbieter analysiert und bewertet. Glanz und Realität Die Realität ist weniger rosig, als es die Werbebroschüren versprechen. Die privaten Versicherer stehen unter doppeltem Druck: Einerseits steigen die Gesundheitsausgaben seit Jahren unaufhaltsam, andererseits erwarten die Versicherten digitale Anwendungen, telemedizinische Angebote, smarte Apps und Serviceplattformen. Eine flächendeckende elektronische Patientenakte fehlt , und selbst Rezepte sind für Privatversicherte noch papiergebunden . Zusätzlich verteuern Innovationen in Diagnostik und Therapie das System. Ein wesentlicher Kostentreiber sind unnötige Behandlungen und Operationen sowie im internationalen Vergleich hohe Medikamentenkosten. Letzteres können Patienten selbst beeinflussen, indem sie gezielt nach Generika fragen . Das Gefühl, beim Arzt als „goldene Kuh“ zu gelten, kennen viele Privatpatienten – nicht zuletzt wegen fragwürdiger Abrechnungen oder kreativer Rechnungsstellungen durch medizinische Abrechnungs- und Factoring-Dienstleister. Schnelle Termine beim Facharzt sind oft der einzige wirkliche Vorteil – in der Behandlung selbst gibt es kaum Unterschiede zur GKV. Strukturprobleme Der Druck auf die Versicherer, Kostensteigerungen abzufedern und dennoch verlässliche Leistungen bei stabilen Beiträgen zu bieten, ist hoch. Der map-report zeigt: Die Zahl der Vollversicherten stagniert . Ende 2024 zählten die Unternehmen 8,739 Mio. Vollversicherte – nur 29.563 mehr als im Vorjahr. Was wie ein Erfolg aussieht, relativiert sich rasch. Denn die PKV hat seit 2011 rund 230 000 Kunden an die GKV aktiv oder passiv* sowie durch Sterbefälle verloren . Als Vergleich: Im Juli 2024 waren über 74,6 Millionen Menschen in der GKV. * Viele Angestellte werden von der Jahresarbeitsentgeltgrenze wieder eingeholt und fallen damit automatisch wieder in die Pflichtversicherung.
von ML 4. September 2025
Von der Amtseinführung im Frühjahr bis zur Neujahrsansprache ist Bundeskanzler Merz in der Halbzeit. Mit dem Ausklang des Sommers verblassen auch die letzten Erwartungen an einen politischen Neuanfang. Die neue Koalition unter Friedrich Merz, reiht sich leider nahtlos in die Tradition ihrer VorgängerInnen ein: mehr Staat, mehr Behörden, mehr Verwaltung – aber keine wirklichen Veränderungen. Nichts ist anders als die Schlafwagen-Politik einer Angela Merkel oder die Zukunftsvergessenheit von Olaf Scholz. Keine Vision, wie Deutschland in 20 Jahren aussieht, und keine Perspektive. Eine Führungspersönlichkeit muss für etwas brennen, damit sie die anderen anstecken kann. Alles, was gebrannt hat, ist das Gesicht von Friedrich Merz unter der Sonne, dass selbst Präsident Trump neidisch wurde. Neue Ministerien, Räte und Kommissionen entstehen, während gleichzeitig neue Beamtenstellen geschaffen und gigantische Schuldenprogramme gestartet werden. Damit soll die Wirtschaft wieder auf Kurs gebracht werden – doch die zentralen Standortprobleme bleiben unangetastet. Weder die erdrückende Abgabenquote noch die Energiepolitik werden ernsthaft infrage gestellt. Stattdessen legt die Regierung weitere Sozialleistungen auf, während die Finanzierung der Rente zunehmend den Steuerzahlern aufgebürdet wird. Die demografische Entwicklung bleibt alarmierend: In den USA werden selbst unter Trump inzwischen mehr Kinder geboren als in der gesamten EU zusammen. Fehlender Optimismus als Kernproblem Investitionen in die Zukunft – sei es an den Kapitalmärkten oder in Familiengründungen mit vielen, vielen Kindern – setzen Vertrauen und Zuversicht voraus. Genau daran mangelt es enorm. Die schwache Geburtenrate und die unterentwickelte Aktienkultur in Deutschland sind zwei Seiten derselben Medaille. CDU und SPD wirken ausgezehrt, historisch längst überholt und ideenlos. Grüne und Linke stecken in ideologischen Konzepten fest, die AfD – selbst nur wie der rechte Flügel der CDU/CSU in Blau – bleibt isoliert und setzt auf Protest. Eine echte Reformkraft ist parlamentarisch weit und breit nicht erkennbar. Finanzmärkte und Wirtschaft Die Märkte haben auf die Schuldenpolitik zunächst mit Hoffnung reagiert, doch die Euphorie ist längst verflogen. Private Investitionen verharren auf niedrigem Niveau, und trotz Fachkräftemangels wächst die Angst vor steigender Erwerbslosigkeit. Unternehmen können sich solche Blockaden nicht leisten. Sie sind gezwungen, Strukturen zu straffen, Kosten zu reduzieren und effizienter zu werden. Gerade die internationale Orientierung vieler deutscher Firmen sorgt dafür, dass sie Chancen auf den Weltmärkten nutzen können. Produktion wird ins Ausland mit geringen Energiekosten verlegt. Trotz protektionistischer Tendenzen aus den USA und einer passiven EU wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um etwa 3 % wachsen. Anlegerperspektive Für Investoren bedeutet das: Die Musik spielt global. Wer breit aufgestellt ist und internationale Märkte nutzt, hat die besseren Karten. Eine diversifizierte Anlagestrategie über Regionen und Währungen hinweg bleibt der Schlüssel.
von ML+AI 4. September 2025
Frankreich steht finanziell am Abgrund. Die Presse überschlägt sich mit Schlagzeilen über die ausufernde Verschuldung. Sollte die Regierung nicht bald umsteuern, könnte die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas in eine echte Schuldenkrise rutschen – mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als möglichem letzten Retter. Das klingt nach Griechenland 2010, doch dieses Mal geht es um einen Kernstaat der EU. Frankreich ist damit eine Art Kopiervorlage und ein mahnendes Beispiel für Deutschland . Premierminister François Bayrou hat ein drastisches Sparpaket vorgestellt: Sozialleistungen und Renten sollen eingefroren werden, Beamtenstellen verschwinden, zwei Feiertage gestrichen werden. Selbst eine Steuer auf kleine Paketlieferungen soll kommen. Aber die Bevölkerung ist empört, die Parteien lehnen ab – und die Regierung droht schon am Montag daran zu zerbrechen. Wenn in Frankreich die Straße kocht Die Franzosen haben eine lange Tradition, auf die Straße zu gehen. Erinnern wir uns an 2019: Damals löste allein die Erhöhung des Dieselpreises um 6,5 Cent und des Benzins um 2,9 Cent eine regelrechte Explosion aus. Auf den Champs-Élysées wurden Pflastersteine herausgerissen, Banken geplündert, Autos angezündet und sich am Triumphbogen vergangen – alles wegen ein paar Cent mehr an der Zapfsäule. Was wird also passieren, wenn jetzt Renten eingefroren oder Feiertage gestrichen werden? Viele Experten warnen: Statt eines Sparprogramms könnte Frankreich schon bald in einer politischen Krise landen – vielleicht sogar auf dem Weg zu einer „Sechsten Republik“. Märkte verlieren Vertrauen Seit den 1980er Jahren gibt Frankreich fast jedes Jahr mehr Geld aus, als es einnimmt. Der größte Posten sind die Sozialausgaben: Renten, Gesundheit, Arbeitsmarkt – sie verschlingen mehr als die Hälfte des Budgets. Hinzu kommen die Zinslast, Krisen wie Corona und die Energiekrise, sowie steigende Militärausgaben. Die Finanzmärkte reagieren längst nervös. Die Renditen französischer Staatsanleihen sind so hoch wie seit 16 Jahren nicht mehr. Wer heute ein 30-jähriges Papier kauft, muss damit rechnen, dass der Kurs schon morgen deutlich fällt. Denn steigende Zinsen bedeuten immer sinkende Kurse. Und im schlimmsten Fall droht ein Schuldenschnitt – wie in Griechenland, wo Anleger 2012 mehr als die Hälfte ihres Geldes verloren.
von ML+AI 12. August 2025
Als Kind habe ich nie erlebt, dass jemand spezielles Hundefutter oder gar Katzenfutter gekauft hätte. Katzen fingen Mäuse und Ratten, bekamen gelegentlich Reste aus der Küche: Kartoffeln mit Soße, Gemüse oder ein Stück Fisch. Hunde bekamen das Fleisch von der Freibank und natürlich auch ihren wöchentlichen Knochen. Zum Tierarzt ging man nur, wenn es wirklich nötig war – und das war selten. Die Kosten? Überschaubar. Heute sieht die Welt anders aus: Haustiere sind Familienmitglieder geworden oder gar Partnerersatz. Und mit dieser Wertschätzung ist ein riesiger Markt entstanden – mit rasant steigenden Preisen. Das Phänomen ist nicht auf Deutschland begrenzt – ganz im Gegenteil. Wir hinken den skandinavischen Märkten zum Beispiel hinterher. Warum die Kosten explodieren Ende 2022 wurde die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) stark angehoben. Es gibt immer mehr hochmoderne Praxen, Spezialdiagnostik und teure Operationen, die die Preise zusätzlich treiben. In den Steigerungssätzen der GOT ist ein Tierarzt relativ frei, solange die Besitzer brav zahlen. Ein weiterer Grund für steigende Tierarztkosten sind Rassen, die von Natur aus mit schweren gesundheitlichen Problemen belastet sind. Das Qualzuchtverbot, bei dem Rassen mit anatomischen Modifikationen, die Äußerlichkeit über die Gesundheit stellen, betroffen sind, wird in der EU schon von den ersten Ländern durchgesetzt – häufig auch „Mopsverbot“ genannt. Diese Rassen leiden besonders häufig unter Qualzuchtmerkmalen: Französische & Englische Bulldogge – Kurzkopf, Gelenk- und Hautprobleme Mops – Atembeschwerden, Augenprobleme, Hautfalten Dackel – Bandscheibenvorfälle durch lange Wirbelsäule und kurze Beine Chihuahua, Pekinese, Cavalier King Charles Spaniel – Kleinwuchs, Schädelproblematik, neurologische Leiden Shar-Pei – Hautfalten, Infektanfälligkeit Australian Shepherd – Merle-Gen: gehör- und augenbedingt erkrankt Deutscher Schäferhund – Langes Wachstum, Hüftdysplasie, Gelenkpan­gileiden Diese Liste ist nicht vollständig, aber repräsentativ für gängige Beispiele. Solche Zuchten verursachen oft schon früh hohe Behandlungskosten – und gehören aus Tierschutzsicht dringend überdacht. Sie machen definitiv auch dem Portemonnaie keine Freude. Inzwischen melden viele Versicherer, dass sie mit Tierkrankenversicherungen kaum noch profitabel arbeiten – schlicht, weil die Ausgaben explodieren. Versicherer geben komplett auf oder erhöhen die Preise, bis man die Beiträge nicht mehr bezahlen kann. Blick in die skandinavischen Länder und besonders nach Schweden – ein Warnsignal In Schweden sind 80–90 % aller Haustiere versichert. Klingt vorbildlich – bis man die Rechnung sieht: Ein Tierarztbesuch kostet dort 600–700 EUR im Schnitt. Der Grund: Ein paar große Investoren kontrollieren sowohl Versicherungen als auch Tierkliniken. Auch in Deutschland werden seit rund zwei Jahren immer mehr Kliniken von Ketten und Investoren übernommen. Die Folge: weniger Wettbewerb, höhere Preise.
von ML 1. August 2025
Die Pflege-Eigenbeteiligung hat eine neue Rekordmarke erreicht: 3.108 EUR monatlich muss ein Heimbewohner im Jahr 2025 im Durchschnitt selbst dazuzahlen – 8,3 % mehr als im Vorjahr . Das hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) bekannt gegeben. Während die Inflation langsam zurückgeht, steigen die Pflegekosten unaufhaltsam. In Bremen oder Nordrhein-Westfalen liegen sie bereits bei über 3.400 EUR . Ein Ende dieser Entwicklung? Nicht in Sicht. Was zahlt die Pflegekasse? Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt – je nach Pflegegrad – bei vollstationärer Pflege in einem Heim, z. B. bei Pflegegrad 4: 1.855 EUR monatlich für die pflegebezogenen Leistungen wie Grundpflege, Betreuung und medizinische Behandlungspflege. Diese Beträge decken nicht die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen und Ausbildung – diese müssen die Bewohner zusätzlich selbst übernehmen . Daraus ergibt sich der Eigenanteil.
von ML 29. Juli 2025
Kapital im Umbruch – Investieren im nächsten Jahrzehnt Niemand besitzt eine Glaskugel, um in die Zukunft zu blicken. Doch eines ist offensichtlich: Es braut sich etwas zusammen. Die Welt, wie wir sie kannten, gerät ins Wanken. Altbekannte Gewissheiten – etwa dass Zölle Gift für den Welthandel sind, weil sie letztlich nur die Preise für Endverbraucher in die Höhe treiben, dass niedrige Zinsen, offene Märkte und stetiges Wachstum selbstverständlich sind – bröckeln. Stattdessen prägen neue Kräfte das Bild: demografischer Druck, geopolitische Blockbildung, Klimastress – und ein 1,5-Grad-Ziel, das faktisch bereits verfehlt wurde. Was bedeutet das für die Geldanlage im kommenden Jahrzehnt? Die Babyboomer gehen in Rente – und zehren ihr Kapital auf. In Europa und weiten Teilen der Industrieländer ist der demografische Wandel keine ferne Theorie mehr, sondern statistische Realität: weniger junge Menschen, mehr Alte. Das hat Folgen – für die Produktivität, das Konsumverhalten und die Kapitalmärkte. Eine Gesellschaft mit steigendem Altenquotienten muss ihre Ressourcen neu verteilen. Rentensysteme geraten unter Druck. Die Erwerbsbevölkerung schrumpft – und mit ihr die Zahl jener, die sparen, investieren, konsumieren. Gleichzeitig treten ganze Generationen in den Ruhestand und entnehmen Kapital. Die Auswirkungen auf Zinsen, Inflation und Vermögensverteilung sind tiefgreifend. Philippe Waechter, Chefökonom von Ostrum AM, bringt es auf den Punkt: „Gelingt es uns nicht, durch Migration oder hohe Produktivitätssteigerungen Mehreinnahmen zu erwirtschaften, werden wir schwer verdauliche Tatsachen akzeptieren müssen – wie einen niedrigeren Lebensstandard.“ Schwellenländer: Von der Peripherie ins Zentrum Lange Zeit galten die Emerging Markets als Rohstofflieferanten und Exportbasen für den Westen. Heute kämpfen sie um ihren eigenen Platz in der Weltordnung – technologisch, politisch, finanziell. Indien hat China als Hoffnungsträger für Investoren teils überholt. Viele Länder in Asien, Lateinamerika oder Afrika sind heute weniger abhängig vom US-Dollar, besser organisiert und widerstandsfähiger. Der Begriff „Schwellenländer“ wird ihrem Reifegrad kaum noch gerecht. Vielleicht sprechen wir 2035 nicht mehr von den BRICS, sondern von den „neuen Playern“ – wirtschaftlich, geopolitisch, auch börsentechnisch. Europäische Union: Zu viel Regulierung und zu lange zu wenig Investition Im Vergleich zu den USA hinkt Europa hinterher – bei Forschung, Unternehmensinvestitionen, Start-ups, Digitalisierung und nicht zuletzt beim Vertrauen in Kapitalmärkte. Wir haben in der EU nicht einmal ein eigenes und einheitliches Zahlungskarten-Netzwerk, das Transaktionen autorisiert, abwickelt und zwischen Banken, Händlern und Acquirern verrechnet. Stattdessen verlassen wir uns seit Jahrzehnten auf Mastercard und Visacard. Indien und China hingegen haben früh erkannt, dass Abhängigkeit von den USA ein strategischer Fehler ist – und ihre eigenen Netzwerke aufgebaut. In vielem wirkt die Europäische Union wie eine Ansammlung von Staaten auf dem Niveau früherer Entwicklungsländer – inklusive einer stillschweigend akzeptierten Korruption (offen oder verpackt als Lobbyismus) auf den höchsten Ebenen. Eine Vision oder formulierte Zukunftsstrategie fehlt. Die Schlafwagenpolitik einer Angela Merkel hat sich EU-weit manifestiert. Während die USA auf Pragmatismus und Risikobereitschaft setzen, dominiert in Europa ein Regulierungsdickicht. Die Folge: Kapital wandert ab, Innovationen stocken. Dass europäische Aktien derzeit steigen und Kapital zurückfließt, halten viele nicht für nachhaltig. Dabei ist der Kapitalbedarf riesig: Allein für Digitalisierung und Energiewende müssten in der EU in den kommenden Jahren über 5 Billionen EUR mobilisiert werden. Wenn Europa nicht lernt, Kapital anzuziehen und effizient einzusetzen, bleibt es Zuschauer im globalen Strukturwandel – inklusive stark steigender Zinsen im Namen der Aufrüstung. Klimawandel und Migration: Politische Sprengkraft trifft Finanzrealität Die nächste industrielle Revolution ist grün. Aber sie kommt nicht von selbst. CO₂-Speicherung, Energiewende, Infrastrukturumbau – all das kostet Kapital, erzeugt Inflation und schafft Verlierer. Die Hoffnung auf technologische Wunder darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Veränderungen vor allem politisch erzwungen werden. Gleichzeitig zwingt der demografische Wandel Europa dazu, seine Haltung zur Zuwanderung grundlegend zu überdenken. Ohne Migration droht der wirtschaftliche Kollaps. Die gesetzlichen Rentenversicherungssysteme in Europa leben vom Mythos der Verlässlichkeit – auch in Zeiten schrumpfender Geburtenraten. Doch ein Umlagesystem nach dem sogenannten „Bismarck-Modell“ , das in vielen europäischen Ländern als Orientierung gedient hat und den Nachwuchs ausblendet, ist wie ein Haus ohne Fundament. Es bricht nicht sofort zusammen, aber jeder neue Riss zeigt: Die Statik stimmt nicht mehr. Berechnungen für Deutschland gehen von jährlich rund 400 000 Zuwandernde aus, die als notwendig erachtet werden, um die Stabilität von Renten- und Sozialsystem zu gewährleisten. Denn i m Jahr 2035 werden wir den Höhepunkt der demografischen Verwerfung zwischen Alt und Jung erleben. Danach beginnt das Ringen um knappe Mittel – und die Zinsen aus vermeidbaren Fehlinvestitionen in Aufrüstung könnten Deutschland letztlich erdrücken. Was fehlt, ist eine strategische Einwanderungspolitik wie in Kanada oder Australien: ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis, gesund, 18 bis 30 Jahre alt, Single oder mit kleinen Kindern, ohne Eltern im Gepäck und mit begrenztem Familiennachzug – dazu eine gewisse Grundbildung. Auch eine enge staatliche Begleitung zur raschen Integration in Arbeit und Sozialsysteme fehlt weitgehend. Aus persönlicher Erfahrung und Betreuung von Unternehmern behaupte ich sogar – fehlt komplett! Der politische Wille, dies aktiv und pragmatisch zu gestalten, ist vielerorts nicht erkennbar. Ein Dilemma, das direkte Auswirkungen auf Wachstum, Staatshaushalt und Investitionen hat. Was bedeutet das für Anleger? Einfach weitermachen wie bisher ist keine Option. Wer für die Zukunft vorsorgt, muss bereit sein, bekannte Muster zu verlassen. Die nächsten zehn Jahre werden geprägt sein von: neuen Gewichtungen : mehr Asien und Frontiermärkte, weniger Eurozentrismus ergänzenden Anlageklassen : Private Assets, Infrastruktur, grüne Investments verändertem Risikobewusstsein : Resilienz statt Maximierung – vor allem angesichts politisch beeinflusster Märkte Wer das berücksichtigt, kann aus dem Umbruch eine Chance machen. Wie das vergangene Quartal für uns Anleger verlaufen ist, wie der Ausblick auf das neue Quartal aussieht und welche Themen uns aktuell bewegen, haben meine Kollegen aus München für Sie zusammengestellt. »Investmentnews – Kapitalmarkt-Ausblick 03/2025« Ich wünsche Ihnen viel Freude und neue Erkenntnisse beim Lesen. -- Quellen u.a.: Natixis Investment Managers, Global Risks Report 2024, EY CEO Outlook, BIS, ECB, Bloomberg (Hinweis: Der Artikel beruht auf Erkenntnissen aus einer für institutionelle Anleger konzipierten Publikation. Die Aussagen sind für private Leser aufbereitet und stellen keine Anlageberatung dar.) 04.07.2022 | Welt | Wirtschaft braucht 500.000 Einwanderer jährlich gegen Fachkräftemangel 03.02.2025 | DIW | Deutschland braucht 400.000 Migranten – pro Jahr 17.05.2024 | Deutschlandfunk | Ursula von der Leyen unter Korruptionsverdacht 18.03.2025 | Transparency International Deutschland e.V. | Fünf Anklagen in mutmaßlichem Korruptionsskandal im EU-Parlament 13.01.2023 | Bundeszentrale für politische Bildung | Vize-Präsidentin des EU-Parlaments in Untersuchungshaft 17.06.2025 | D.Freund MdEP/ Die Grünen EFA | Deutsche Bundesregierung blockiert wirksamere Korruptionsregeln für Europäische Union
von ML 27. Juli 2025
Das Interesse an Bitcoin und anderen Kryptowährungen wächst – auch bei meinen Kunden, die zunehmend nach einer Einordnung fragen. In diesem Beitrag gehe ich daher ausführlich auf die Entstehung und Entwicklung des Kryptomarktes ein, beleuchte Chancen und Risiken, diskutiere Zukunftsperspektiven und ziehe ein ehrliches Fazit . Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge so darzustellen, dass auch Leser ohne Vorerfahrung einen klaren Überblick gewinnen. Denn was einst mit ein paar Nerds begann, ist längst erwachsen geworden – und ein Billionen markt. Die Anfänge – eine Idee in Zeiten der Finanzkrise Gehen wir zurück in das Jahr 2008 – in die Wirren der weltweiten Finanzkrise. Ausgelöst von zwei Bausparkassen in den USA, entwickelte sich eine Hypothekenkrise zu einer ausgewachsenen Bankenkrise. Es war eine Zeit, in der viele dachten, unser Geldsystem, wie wir es kennen, stehe vor dem Aus. Aktien fielen ins Bodenlose, ganze Banken verschwanden, Versicherungen standen kurz vor dem Kollaps. Ohne den weltweiten Eingriff von Politik und Notenbanken wäre es vermutlich nicht glimpflich ausgegangen. Im Oktober 2008 veröffentlichte ein anonymer Entwickler unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto das sogenannte Bitcoin-Whitepaper – ein Dokument, das die Idee einer digitalen Währung beschreibt. Kurz darauf wurde die erste Version der Bitcoin-Software veröffentlicht, die auf der neuartigen Blockchain-Technologie basierte. Damit war Bitcoin die erste praktische Anwendung dieser Technologie. Die erste dokumentierte Transaktion fand im Januar 2009 statt: Satoshi schickte 10 Bitcoin an den Entwickler Hal Finney. Satoshi Nakamoto selbst – ob Person, Frau, Mann oder Gruppe – hat vermutlich rund eine Million Bitcoin in den ersten Monaten geschürft. Diese liegen bis heute unberührt auf ihren Ursprungsadressen. Die Idee war in der Welt – quelloffen und für jeden nutzbar: ein digitales Saatkorn. Bitcoin vs. Fiatgeld – zwei grundverschiedene Systeme Während unser heutiges Geld – sogenannte Fiatwährungen wie Euro oder US-Dollar – von Zentralbanken beliebig vermehrt werden kann und auf staatlichem Vertrauen basiert, funktioniert Bitcoin grundlegend anders. Es ist dezentral, unabhängig, transparent über eine öffentlich einsehbare Blockchain und streng limitiert auf 21 Millionen Einheiten. Fiatgeld entsteht überwiegend durch Kreditvergabe. Regierungen und Zentralbanken steuern die Geldmenge – mit Auswirkungen auf Inflation und Kaufkraft. Bitcoin dagegen wird durch ein dezentrales Computernetzwerk „geschürft“ (Mining). Niemand kann es einfach erzeugen oder kontrollieren. Das macht es manipulationssicher – aber auch schwerer regulierbar. Zahlung mit Bitcoin?
von ML 5. Juli 2025
Teures Recht Die Deutschen gelten in der EU allgemein als sehr streitlustig. Traditionell hat Deutschland eine hohe Anzahl an Zivilklagen pro Kopf. Zwar ist die Zahl rückläufig, aber sie liegt weiterhin deutlich über Ländern der EU wie Schweden, Spanien oder Niederlande. Als Hauptgrund wird dafür häufig ein strukturelles Umfeld, das das Klagen begünstigt, angegeben. Eine Analyse des Versicherer-Gesamtverbands GDV zeigt, wie stark die Kosten für Zivilklagen in den vergangenen Jahren gestiegen sind. So kostete ein typischer Prozess zur Rückabwicklung eines Autokaufs 2020 rund 8.310 EUR – heute liegt der Betrag bei 11.109 EUR. Das entspricht einem Plus von 34 Prozent. Wer wegen einer gefälschten Armbanduhr klagt, muss sogar 43 Prozent mehr zahlen als vor fünf Jahren. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die gestiegenen Anwalts- und Gerichtsgebühren, die zuletzt zum 1. Juni erneut angehoben wurden. Auch die Inflation spielt eine Rolle: Sie treibt die Streitwerte nach oben – und damit auch die Gebühren und folglich die Beiträge der Rechtsschutzversicherung. 🛡️ Ohne Rechtsschutz? Oft kein Recht! Für Menschen ohne Rechtsschutzversicherung sind diese Summen abschreckend. Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesjustizministeriums geben Anwälte an, dass in 60 Prozent der Fälle aus Kostengründen auf eine Klage verzichtet wird. Recht haben – aber es sich nicht leisten können, Recht zu bekommen: ein beunruhigender Befund. Anwälte verdienen – auch bei Niederlagen Ein oft übersehener Punkt: Anwälte verdienen unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Ob gewonnen oder verloren – die Gebühren fallen an. Entsprechend wird in der Praxis häufig zur Klage geraten – auch weil der Klageweg eine verlässliche Einnahmequelle für Kanzleien darstellt. Umso wichtiger ist es, nicht vorschnell zu klagen, sondern realistisch die Erfolgsaussichten zu prüfen. Rechtsschutz ist kein Freifahrtschein Auch mit einer Rechtsschutzversicherung kann ein Rechtsstreit teurer werden als erwartet. Wer dem Rat seines Anwalts folgt und den Klageweg einschlägt, sollte nicht ohne Rücksprache mit der Versicherung einem Vergleich zustimmen. Denn in solchen Fällen kann die Versicherung die Kostenübernahme kürzen oder ganz verweigern. Gleiches gilt, wenn unnötig hohe Anwaltskosten entstehen oder Maßnahmen ergriffen werden, die nicht abgesprochen sind. Eine Rechtsschutzversicherung schützt also nicht vor jeder finanziellen Überraschung – sie setzt eigenverantwortliches Handeln voraus. 🤝 Ombudsstelle statt Richterbank Was viele nicht wissen: Zahlreiche Konflikte lassen sich auch außergerichtlich und kostengünstig klären. Es gibt Ombudsstellen, Schlichtungsstellen und unabhängige Beschwerdeinstanzen – zum Beispiel: Versicherungsombudsmann bei Ärger mit der Versicherung Ombudsstelle der privaten Banken Ombudsstelle für Investmentfonds Unabhängige Patientenberatung und Beschwerdestellen der Ärztekammern Anlaufstellen bei gesetzlichen Krankenkassen und Pflegekassen Diese Institutionen helfen häufig schnell, unbürokratisch und kostenlos – und schonen dabei Nerven und Portemonnaie. Besonderheit Arbeitsrecht: Hohe Kosten schon in der ersten Instanz Ein Sonderfall ist der Arbeitsrechtsschutz . Hier gilt: Selbst bei einem gewonnenen Verfahren trägt jede Partei in der ersten Instanz ihre eigenen Anwaltskosten. Wer sich gegen eine Kündigung oder um Lohnansprüche wehrt, steht also sofort vor finanziellen Hürden. Gerade in diesen Fällen ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll – oder alternativ eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, die in vielen Fällen rechtliche Beratung und Vertretung übernimmt. ⚖️ Neuer Trend als Alternative: Prozessfinanzierer statt Versicherung Immer häufiger bieten spezialisierte Anbieter an, vielversprechende Klagen vollständig zu finanzieren. Die Prüfung des Falls erfolgt in der Regel kostenfrei. Wird der Fall übernommen, trägt der Prozessfinanzierer sämtliche Kosten – auch im Falle einer Niederlage. Im Erfolgsfall wird ein Teil des erstrittenen Betrags einbehalten, meist als prozentuale Gewinnbeteiligung. Für Kläger bedeutet das: kein Kostenrisiko, aber auch kein voller Anspruch auf den gesamten Betrag. 🏛️ Zugang zum Recht darf keine Frage des Einkommens sein Auch wer sich keinen Anwalt leisten kann, muss nicht rechtlos bleiben. In Hamburg bietet die ÖRA – Öffentliche Rechtsauskunft und Vergleichsstelle kostengünstige Rechtsberatung für Menschen mit geringem Einkommen. Zusätzlich engagiert sich die Rechtsklinik der Bucerius Law School, in der Jurastudierende unter Anleitung ehrenamtlich beraten. Der Rechtsstaat lebt davon, dass alle ihn nutzen können – unabhängig vom Kontostand. Fazit: Nicht existenziell – aber manchmal sehr hilfreich Die Rechtsschutzversicherung ist keine existenzielle Absicherung. Vorrang haben immer andere Risiken: etwa Berufsunfähigkeit, Haftpflicht, Krankheit und Altersvorsorge. Wer diese Grundlagen abgedeckt hat, kann über eine Rechtsschutzversicherung nachdenken – besonders, wenn berufliche Konflikte wahrscheinlich sind oder man in anderen Bereichen gerne auf Augenhöhe streitet. Wichtig bleibt: Rechtsschutz ersetzt nicht den gesunden Menschenverstand – und schon gar nicht eine kluge Konfliktvermeidung. Wer sich keine Rechtsschutzversicherung leisten kann, sollte den Kopf nicht in den Sand stecken. Es gibt kostenlose Ombudsleute, Beschwerdestellen, Prozessfinanzierer, die Öffentliche Rechtsauskunft und Legal-Tech-Angebote – und das in immer mehr Lebensbereichen. -- 26.01.2025 | RND | Zahl der Zivilklagen stark gesunken – Deutscher Prozesshansel adé? 01.07.2025 | Europäische Kommission | EU-Justizbarometer 2025
von ML 4. Juli 2025
Versprochen – gebrochen: Die Stromsteuer bleibt – der deutsche Michel sowie der Mittelstand zahlt ( oder wie drückt man die SPD unter die 5-Prozent-Grenze und die AfD nach oben ) Die schwarz-rote Koalition unter Kanzler Friedrich Merz hatte vollmundig angekündigt, die Stromsteuer zu senken – für alle. Doch beim Koalitionsausschuss am Mittwoch wurde klar: Dieses Versprechen war abermals nichts wert. Private Verbraucher, Handwerker, Gewerbetreibende und der Mittelstand gehen leer aus. Wieder einmal profitieren nur internationale Großkonzerne. Friedrich Merz: Analyse korrekt – Handeln falsch Die Kritik an der Koalition ist berechtigt. Dennoch soll ein Satz von Friedrich Merz nicht untergehen: „Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben.“ Diese Einsicht ist ökonomisch korrekt – gerade deshalb ist es umso unverständlicher, wie willkürlich derzeit mit Mitteln umgegangen wird. Unsere Ressourcen sind begrenzt – nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf Rohstoffe, Arbeitskraft und selbst unsere Zeit auf Erden. Nur Gesetze und Verordnungen scheinen sich in Deutschland und der EU ungebremst zu vermehren. Die Lage Deutschland ist wirtschaftlich angeschlagen: Die energieintensive Industrie wandert ab Der Fachkräftemangel verschärft sich Die Inlandsnachfrage bleibt schwach Der Mittelstand – Rückgrat unserer Volkswirtschaft – leidet Wir leisten uns eines der teuersten, aber ineffizientesten Gesundheitssysteme Europas, die niedrigsten Renten im Verhältnis zur Lebensarbeitszeit und einen Reform- sowie Investitionsstau aus 16 Merkel-Jahren sowie ideologischen Irrsinn der Ampel. Die Liste der Versäumnisse ist lang. Einige Zahlen Eine Stromsteuersenkung hätte den Bund jährlich 5,4 Mrd. EUR gekostet Die Zinslast durch neue Schulden liegt bereits jetzt bei rund 30,2 Mrd. EUR jährlich Laut Bundesfinanzministerium soll sie bis 2029 auf 61,9 Mrd. EUR steigen – eine Verdoppelung Der Bundesrechnungshof schüttelt nur noch mit dem Kopf Wofür sollten wir jetzt Geld ausgeben? Wo ist es gut investiert, damit in Zukunft die Steuereinnahmen sprudeln, sodass wir in der Lage sind, Rente, Gesundheitsvorsorge und Pflege quer-finanzieren zu können, bis die geburtenstarken Jahrgänge mit auffallend wenig Kindern das Zeitliche segnet? Wie können wir den auf der anderen Seite auch respektablen Anteil von Rentnern mit Vermögen dazu bringen, ihr Geld im Land auszugeben? Wie können wir die Geburtenrate wieder beleben und junge Menschen dazu bringen, ihr Glück in einer großen Familie zu sehen? a) Milliardenausgaben für Raketen, Panzer, nukleare Teilhabe und kostspielige Auslandseinsätze der Bundeswehr – flankiert vom erklärten Ziel, laut Friedrich Merz, die größte konventionelle Streitmacht innerhalb der EU aufzubauen? Dies in einem sicherheitspolitischen Umfeld, in dem es an Personal mangelt und große Teile der jungen Generation zu Recht kaum Bereitschaft zeigen, ihre Gesundheit, ihre Anti-Aging-Routine oder gar ihr Leben für geopolitische Interessen aufs Spiel zu setzen, die primär von Anzugträger*innen in Brüssel oder Berlin definiert werden. All dies zudem entgegen einer wissenschaftlichen Studie , die feststellt, dass die geplanten Rüstungsausgaben konsumtiver Natur sind und kein Wirtschaftswachstum fördern werden. b) Oder für etwas anderes? Wofür würden Sie 5 % des BIP * ausgeben? Schreiben Sie es auf – und vergleichen Sie es mit Ihrem Wahlverhalten. Und dann mit dem, was Sie nach der Wahl bekommen. Strompreise: Teuer, intransparent, doppelt besteuert Deutschland hat die höchsten Strompreise in der EU – im Schnitt 10 Cent pro Kilowattstunde mehr als andere Länder . Zusammensetzung des Strompreises (2024/2025, gerundet): Strombeschaffung & Vertrieb: 25–30 % Netzentgelte: 20–25 % Stromsteuer: 2,05 ct/kWh (fix) Umlagen & Abgaben: 2–3 ct/kWh Mehrwertsteuer: 19 % – auf den gesamten Betrag Problem Nr. 1: Wir zahlen Mehrwertsteuer auch auf die Stromsteuer – eine faktische Doppelbesteuerung. Merit-Order: Ein Marktprinzip – gegen den Verbraucher Das „Merit-Order“-Modell - unser Problem Nr. 2 - stammt aus der Mikroökonomie: Der teuerste Anbieter bestimmt den Preis. In der Praxis heißt das: Gaskraftwerke setzen den Preis – auch wenn günstiger Ökostrom im Netz ist. So zahlen Verbraucher für günstigen Windstrom den Preis von teurem Gas. Profitiert haben davon nicht die Bürger, sondern Energiekonzerne und vor allem gewerbliche Anbieter von Ökostrom. Lösung: Große Stromerzeuger aus Sonne und Wind müssten zur Speicherung verpflichtet werden. Das würde die Preisstabilität und Versorgungssicherheit erhöhen. Netzentgelte Ein weiterer Missstand am Strommarkt ist die Bestrafung von Stromspeichern und damit Probleme Nr. 3 : Netzentgelte werden nicht nur fällig, wenn Strom in einen Speicher überführt wird, sondern auch, wenn er in Spitzenzeiten wieder ins Netz zurückgespeist wird. Auch hier könnte eine einfache politische Maßnahme den Strompreis spürbar, für alle senken. Fachstudien zeigen: Ein hoher Speicheranteil stabilisiert den Markt, senkt Preisspitzen – und macht Gaskraftwerke weitgehend überflüssig. Pay-as-Bid: Gerechter, aber unerwünscht Pay as bid wäre die Alternative und soll verhindern, dass Anbieter mit niedrigen Kosten hohe Gewinne einstreichen , nur weil der Börsenpreis durch teure Kraftwerke hoch ist. Beim „Pay-as-bid“-Prinzip (auch: discriminatory pricing ) geben die Stromanbieter Gebote ab , zu welchem Preis sie Strom verkaufen möchten. Dieses Modell wird in der Form aber niemals eingeführt, da man eine Cashcow abschaffen würde. Es geht ums Geldverdienen und nicht um Umweltschutz, CO₂-Einsparung oder gar die Rettung des Klimas. Fazit: Der Strommarkt ist krank – und der Patient zahlt Was wir haben, ist weit weg von Marktwirtschaft! Politische Entscheidungen orientieren sich weniger an Vernunft, als an Interessen, Vorhandenes auch aus der Ära Trittin zu verteidigen. Die Stromsteuer wäre leicht zu senken. Speicher könnten gefördert werden. Das „Pay-as-Bid“-Modell könnte Preisspitzen brechen. Doch all das geschieht nicht. Stattdessen zahlen wir die höchsten Energiepreise, Doppelbesteuerung, Netzentgelte für Speicher und Milliarden für neue geförderte Gaskraftwerke, die gerade in Bayern und Baden-Württemberg entstehen sollen (mit Option Wasserstoff). Und wer profitiert? Bestimmt nicht der Mittelstand. Zum Wohle des deutschen Volkes? Hm … nicht wirklich! -- Juni 2025 | Universität Mannheim | Wirtschaftliche Auswirkungen von Militärausgaben in Deutschland Januar 2024 | RWI-Essen | The New Merit Order 19.05.2025 | Pub Affairs Brüssel | The green key to Germany’s economic recovery * 25.05.2025 | NachDenkSeiten | 5 Prozent für die Rüstung – was heißt das konkret? Podcast-Version 🔈
Mehr anzeigen

Die News aus meinem Blog – immer aktuell
Egal ob am PC oder mobil: Verpassen Sie keine Neuigkeit! Sie können meine Beiträge direkt hier auf der Website lesen, per RSS-Feed abonnieren – oder ganz bequem über meinen WhatsApp-Kanal oder mein Profil auf Bluesky (der besseren Version von X).

Klicken Sie einfach auf den jeweiligen Button oder scannen Sie den QR-Code. Anschließend oben rechts auf „Abonnieren“ oder „Folgen“ tippen – und fertig!
Mit einem zusätzlichen Klick auf die Glocke im WhatsApp-Kanal können Sie Benachrichtigungen aktivieren oder stumm schalten.

Hinweis: Die auf den Internetseiten von ihr-freier-finanzberter.de enthaltenen Angaben, Publikationen und Mitteilungen sind ausschließlich zur allgemeinen Information bestimmt. Sie sind keine individualisierte Empfehlung, insbesondere keine Anlage-, Vermögens-, Steuer- oder Rechtsberatung, und dürfen nicht als solche verstanden oder genutzt werden. Sie stellen keine Anlageberatung dar und sind auch nicht als solche aufzufassen. Allein verbindliche Grundlage eines Kaufs von Anteilen an offenen Investmentvermögen sind die jeweiligen gesetzlich erforderlichen Anlegerinformationen, auch bekannt als Basisinformationsblatt, und die Verkaufsprospekte. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Die tatsächlichen Entwicklungen und Ergebnisse können erheblich von den vergangenen Ergebnissen abweichen. Die Prüfung der Geeignetheit von Investmentfonds für Privatanleger hat allein durch den Vermittler zu erfolgen. Die auf den Internetseiten von ihr-freier-finanzberater.de enthaltenen Informationen habe ich sorgfältig recherchiert und geprüft, dennoch übernehme ich keine Haftung oder Garantie für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Angaben. Auf den Internetseiten von ihr-freier-finanzberater.de finden Sie Verweise (Links) zu anderen Seiten im Internet, die z. B. als Quellenangaben dienen. Ich habe keinen Einfluss auf die Gestaltung und den Inhalt dieser Internetseiten. Artikel im Blog, die durch den Post-Autor »AI« gekennzeichnet werden, sind ganz und bei der Angabe ML+AI in Teilen AI-generated content. Die Haftung im Kontext der Nutzung der Informationen, der Verweise, des Vertrauens auf deren Richtigkeit oder des Betriebs der Internetseite Dritter ist ausgeschlossen.