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Deutsche Versicherer finanziell noch gut gerüstet

Jahr für Jahr müssen europäische Versicherer ihre Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Reports, SFCR) veröffentlichen. Damit soll sichergestellt werden, dass sie auch in Krisenzeiten über ausreichende Risikotragfähigkeit verfügen. Versicherer sind verpflichtet, eigenes Kapital (Solvenzkapital) vorzuhalten, um selbst in Stresssituationen – etwa bei Großschadensereignissen – zahlungsfähig zu bleiben.
Eine Solvenzquote von 100 Prozent bedeutet: Selbst in einem extremen Stressszenario, das statistisch nur alle 200 Jahre eintritt, kann das Unternehmen seinen Verpflichtungen gegenüber Kunden noch nachkommen.
Natürlich sind statistische Wahrscheinlichkeiten nicht in Stein gemeißelt. Wetterextreme, die angeblich nur alle 200 Jahre auftreten sollen, treffen uns manchmal gleich zweimal in einem Jahrzehnt. Dennoch erfüllen deutsche Versicherer diese Anforderungen deutlich. Zum 31.12.2023 betrug die durchschnittliche Bedeckungsquote der Lebensversicherer 479 Prozent, der Schaden- und Unfallversicherer 280 Prozent und der Rückversicherer 291 Prozent.
Ein Blick auf die Lebensversicherung
Neben den Zahlen der BaFin lohnt sich ein Blick in die statistischen Auswertungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), um ein differenzierteres Bild zu erhalten. Die Broschüre Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2025 bietet ab Seite 16 zudem anschauliche und leicht verständliche Grafiken – speziell zur Kategorie Lebensversicherung.
Warum ist das relevant? Wenn eine Sachversicherung ihre Risiken falsch kalkuliert, greift der Treuhänder ein und passt die Beiträge an. Das spüren Kundinnen und Kunden unmittelbar – und können gegebenenfalls den Anbieter wechseln. Eine Lebensversicherung hingegen ist eine Entscheidung für Jahrzehnte. Gerade deshalb lohnt sich hier ein genauer Blick.
Die gebuchten Bruttobeiträge in der Lebensversicherung sind von 2023 auf 2024 gestiegen. Das ist grundsätzlich erfreulich, denn seit 2020 waren die Einnahmen fast jedes Jahr rückläufig. Weniger erfreulich: Der Vertragsbestand sinkt seit 2005 kontinuierlich. Das deutet darauf hin, dass das Wachstum lediglich durch Dynamikkomponenten, also Beitragserhöhungen zum Inflationsausgleich, zustande kommt – nicht durch echte Nachfrage. Die Lebensversicherung war in den vergangenen Jahren nicht übermäßig beliebt. Klassische Tarife dümpeln weiterhin bei einer Nettoverzinsung von rund 2,37 %, was in Zeiten höherer Inflation kaum Kaufkraft erhält.
Hinzu kommt: Die Lebensversicherer kämpfen mit hohen Abflüssen. Wurden 1995 noch 30,8 Mrd. EUR an Versicherte ausgezahlt, waren es 2024 bereits 99,1 Mrd. EUR. Dabei handelt es sich nicht vorrangig um Todesfall- oder BU-Leistungen, sondern größtenteils um ausgezahlte Lebensversicherungen. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner entscheiden sich, das angesparte Kapital außerhalb des Versicherungssektors zu investieren. Warum das sinnvoll sein kann, lesen Sie auf meiner Seite Entnahmenplan | Verrentung.
Fazit
Der Versicherungswirtschaft geht es gut. Ihre Hauptaufgabe – die Absicherung von Risiken – erfüllt sie zuverlässig. Die Produkte im Sach- und Unfallbereich werden laufend modernisiert und an den Markt angepasst. Die Lebensversicherung hingegen verwaltet nach wie vor enorme Mengen an Altersvorsorgevermögen – größtenteils zu niedrigen Zinssätzen. Der Druck zur Veränderung ist bislang gering. Warum auch die „heilige Kuh“ schlachten, wenn sie noch genug Milch gibt?
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16.05.2025 | GDV | Broschüre Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2025
05.09.2024 | GDV | Statistiken zur deutschen Versicherungswirtschaft
25.10.2024 | Newsblog | Streitthema: Eignen sich Fondsentnahmepläne zur Altersvorsorge?
06.05.2023 | Newsblog | Die heilige Kuh der Versicherungswirtschaft ist bedroht
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