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Wenn Supermächte schwanken: Die USA im Stresstest

ML • 12. Mai 2025

Seit dem 20. Januar 2025 ist Donald Trump der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. 113 Tage Trump 2.0 sind vorbei – und die Weltwirtschaft spürt es. Das US-Bruttoinlandsprodukt ist zuletzt um 0,3 % gefallen, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen, die Finanzmärkte schwanken. Strafzölle rauf – dann wieder runter, 90 Tage Pause … die internationalen Handelsbeziehungen werden stark strapaziert. Ausländische Investoren haben laut Goldman Sachs seit März rund 63 Milliarden US-Dollar aus US-Aktien abgezogen – ein Rekordwert. Viele Anleger fragen sich: Wie schlimm wird das noch?


Ziehen wir ein Zwischenfazit
Sich mit so vielen gleichzeitig anzulegen – Handelspartnern, Militärverbündeten, den eigenen Bürokraten, Finanzmärkten, Universitäten – erfordert Disziplin und Strategie. Doch vieles wirkt bei Trump improvisiert, getrieben vom Wunsch, sofort Ergebnisse zu liefern. Symbolisch bleibt der „Liberation Day“: eine groteske Vorstellung, bei der sogar eine unbewohnte Pinguin-Insel mit Zöllen belegt wurde.


Doch ein Ende ist in Sicht
Spätestens mit den Midterm-Wahlen in eineinhalb Jahren steht Trump eine politische Klippe bevor. Wenn die Republikaner ihre Mehrheit verlieren – was derzeit wahrscheinlich erscheint –, wird er kaum noch politische Projekte durchsetzen können. Das mag eine Erklärung für sein aktuelles Handeln sein.

Bis dahin versucht er, so viel wie möglich im Alleingang umzusetzen. Doch er stößt dabei auf Widerstand: von einer aufbegehrenden Zivilgesellschaft, von Gerichten, von seinem eigenen Notenbankchef, der seine Unabhängigkeit demonstriert – und nicht zuletzt von einer US-Wirtschaft, die die Unsicherheitsprämie der Präsidentschaft zunehmend zu spüren bekommt.


Und jetzt?
Einige setzen alles auf Gold, weil in Krisenzeiten das gelbe Metall glänzt. Doch hier lohnt sich ein kühler Kopf. Gold zahlt keine Zinsen, keine Dividenden, lebt nur vom Kurs der Angst und der Gier.


Albert Einstein soll gesagt haben:Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn.


Langfristig bringen solide Aktieninvestments, Infrastruktur-, Wasser- und Energiewerte mit Dividenden (Zins einer Aktie) weit mehr als Gold, das nur kurzfristige Krisengewinne liefert. Ganz einfach weil wir diese Dinge tagtäglich zum Leben benötigen, während wir auf Edelmetalle weitestgehend verzichten können. Ein Blick in den Rückspiegel relativiert so manche aktuellen Zeitungsartikel und Aussagen von Börsenexperten. Im Beispiel der beliebteste Fonds mit dem Thema Gold und Silber, langweilige europäische Versorgertitel (Energie), ein ETF mit dem Thema Wasser sowie den konservativen Industrieindex der USA – den Dow-Jones 30 und damit den schlechtesten US-Index in puncto Performance. 

Was unbestreitbar ist, ist die gigantische Staatsverschuldung der USA. Dass gerade die Schwellenländer ihre US-Staatsanleihen seit Jahren abbauen, ist kein Geheimnis – ebenso wenig, dass infolge der Sanktionen gegen Russland neue Zahlungssysteme entstehen, die die USA außen vor lassen. Das habe ich hier in meinem Blog bereits dargelegt. US-Staatsanleihen verlieren als korrelierender Gegenpol zu Aktien an Bedeutung, und die Risiken steigen. Besonders nach den Gerüchten, dass die USA im Gegenzug auf Zollerleichterungen oder Zugang zum US-Markt Staaten wie die EU, Japan oder China zwingen will, einen Umtausch von US-Staatsanleihen in nicht handelbare Nullkuponanleihen (ohne Zins) mit einer Laufzeit von 100 Jahren umzutauschen. Überdies soll die Trump-Administration erwägen, ausländischen Zentralbanken „Nutzungsgebühren“ für den US-Dollar aufzuerlegen.


Jahrelang predigten sogenannte Verbraucherschützer, man solle einen ETF auf den MSCI World kaufen. Dies sei der heilige Gral. Und kaum gibt es ein wenig Gegenwind, schon werden MSCI World ex USA – also völlig ohne US-Titel – beworben. Das erinnert mich an die Finanzkrise, wo besagte Experten empfohlen haben, Tagesgeld zu kaufen und von Aktien die Finger zu lassen.


Die USA verfügen über einzigartige strukturelle Stärken: Innovationskraft, globale Konzerne und ein Umfeld, in dem Start-ups wachsen können. Natürlich nicht in der Dominanz eines MSCI World, sondern eher gesund mit 35 % in einem Depot. Wer also heute ein Depot aufstellt, sollte nicht auf die nächsten sechs Monate schauen, sondern auf die nächsten fünf bis zwanzig Jahre. Die Märkte reagieren kurzfristig auf Schlagzeilen, aber langfristig auf technologische, demografische und wirtschaftliche Trends. Das Chaos in Washington ist laut – aber nicht das Ende der Weltwirtschaft.


Meine Folgerung:
Die kommenden Midterms werden aller Wahrscheinlichkeit nach Trump lähmen, und viele seiner aktuellen Maßnahmen werden dann nicht mehr durchsetzbar sein. Anleger, die jetzt Ruhe bewahren und strategisch investieren, werden später zufrieden zurückblicken. Die Zeit der dominierenden USA endet, das pazifische Zeitalter hat begonnen: Die Märkte der Region rund um den Indopazifik werden in den nächsten Jahrzehnten tonangebend sein. Die USA und die Europäische Union bleiben große Märkte – aber sie sind nicht mehr das Zentrum der Welt.


Lehnen wir uns zurück. Nur noch 539 Tage 😊


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