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Tierarztkosten im Höhenflug

Als Kind habe ich nie erlebt, dass jemand spezielles Hundefutter oder gar Katzenfutter gekauft hätte. Katzen fingen Mäuse und Ratten, bekamen gelegentlich Reste aus der Küche: Kartoffeln mit Soße, Gemüse oder ein Stück Fisch. Hunde bekamen das Fleisch von der Freibank und natürlich auch ihren wöchentlichen Knochen. Zum Tierarzt ging man nur, wenn es wirklich nötig war – und das war selten. Die Kosten? Überschaubar.
Heute sieht die Welt anders aus: Haustiere sind Familienmitglieder geworden oder gar Partnerersatz. Und mit dieser Wertschätzung ist ein riesiger Markt entstanden – mit rasant steigenden Preisen. Das Phänomen ist nicht auf Deutschland begrenzt – ganz im Gegenteil. Wir hinken den skandinavischen Märkten zum Beispiel hinterher.
Warum die Kosten explodieren
Ende 2022 wurde die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) stark angehoben. Es gibt immer mehr hochmoderne Praxen, Spezialdiagnostik und teure Operationen, die die Preise zusätzlich treiben. In den Steigerungssätzen der GOT ist ein Tierarzt relativ frei, solange die Besitzer brav zahlen.
Ein weiterer Grund für steigende Tierarztkosten sind Rassen, die von Natur aus mit schweren gesundheitlichen Problemen belastet sind. Das Qualzuchtverbot, bei dem Rassen mit anatomischen Modifikationen, die Äußerlichkeit über die Gesundheit stellen, betroffen sind, wird in der EU schon von den ersten Ländern durchgesetzt – häufig auch „Mopsverbot“ genannt.
Diese Rassen leiden besonders häufig unter Qualzuchtmerkmalen:
- Französische & Englische Bulldogge – Kurzkopf, Gelenk- und Hautprobleme
- Mops – Atembeschwerden, Augenprobleme, Hautfalten
- Dackel – Bandscheibenvorfälle durch lange Wirbelsäule und kurze Beine
- Chihuahua, Pekinese, Cavalier King Charles Spaniel – Kleinwuchs, Schädelproblematik, neurologische Leiden
- Shar-Pei – Hautfalten, Infektanfälligkeit
- Australian Shepherd – Merle-Gen: gehör- und augenbedingt erkrankt
- Deutscher Schäferhund – Langes Wachstum, Hüftdysplasie, Gelenkpangileiden
Diese Liste ist nicht vollständig, aber repräsentativ für gängige Beispiele. Solche Zuchten verursachen oft schon früh hohe Behandlungskosten – und gehören aus Tierschutzsicht dringend überdacht. Sie machen definitiv auch dem Portemonnaie keine Freude.
Inzwischen melden viele Versicherer, dass sie mit Tierkrankenversicherungen kaum noch profitabel arbeiten – schlicht, weil die Ausgaben explodieren. Versicherer geben komplett auf oder erhöhen die Preise, bis man die Beiträge nicht mehr bezahlen kann.
Blick in die skandinavischen Länder und besonders nach Schweden – ein Warnsignal
In Schweden sind 80–90 % aller Haustiere versichert. Klingt vorbildlich – bis man die Rechnung sieht: Ein Tierarztbesuch kostet dort 600–700 EUR im Schnitt. Der Grund: Ein paar große Investoren kontrollieren sowohl Versicherungen als auch Tierkliniken. Auch in Deutschland werden seit rund zwei Jahren immer mehr Kliniken von Ketten und Investoren übernommen. Die Folge: weniger Wettbewerb, höhere Preise.

Was das für Tierhalter bedeutet
- Die Tierarztkosten werden weiter steigen – und damit auch die Beiträge.
- Ein Wechsel wird bei kranken Tieren immer schwieriger bis zu unmöglich.
- OPs, Notdienste und chronische Erkrankungen können schnell mehrere Tausend Euro kosten.
Zu guter Letzt sollten Tiere nicht einfach so aus einer Laune heraus angeschafft werden, wie dies in Coronazeiten häufig zu beobachten war.
Versicherer empfehlen, 200 EUR jährlich für Standardvorsorge und Medikamente (z. B. Impfungen, Wurmkuren, Zecken-, Flohschutz) einzuplanen.
Wenn man bedenkt, dass Hunde eine durchschnittliche Lebenserwartung von zwölf Jahren haben, werden die realistischen Kosten allein für medizinische Behandlungen rund 3.000 EUR für eine gesunde Rasse betragen. Diesen Betrag sollte man als Notgroschen schon bei der Anschaffung des Vierbeiners zurückgelegt haben. Bei zunehmend „schwedischen Verhältnissen“ erhöht sich dieser Betrag auf 6.000 bis 7.000 EUR. Bei Problemrassen und notwendigen Operationen können es im Leben eines Hundes jedoch auch 20.000 bis 30.000 EUR werden.
Eine OP- oder Vollversicherung bietet wichtigen finanziellen Schutz – besonders bei Unfällen und rassebedingten Risiken. Diese Versicherungen sind angesichts der potenziellen Belastung langfristig wirtschaftlich sinnvoll. Angesichts der Preisentwicklung werden sich jedoch auch die Beiträge zu diesen Versicherungen in den nächsten 10 bis 15 Jahren verdoppeln oder sogar verdreifachen.
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01.09.2019 | Uni Göttingen | Heimtierstudie 2019
15.11.2025 | Science Direct | Lebenslange Gesundheitskosten für Hunde am Beispiel Dänemarks
31.05.2023 | Versicherungsbote | Tierarztkosten bei Hunden: Was Besitzer ausgeben
11.07.2025 | wisentic | Schwedische Tierarztkosten steigen teilweise bis zu 55,84 %
17.04.2025 | frontiers | Schweden und Norwegen – dominante Ketten von Veterinärdienstleistern, wie Evidensia und Anicura treiben die Kosten
15.04.2024 | Augsburger Allgemeine | Brauchen wir ein Mops-Verbot?
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