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Pflegeheimkosten: Wenn Pflegebedürftige nur ein Geschäftsmodell sind

Die Pflege-Eigenbeteiligung hat eine neue Rekordmarke erreicht: 3.108 EUR monatlich muss ein Heimbewohner im Jahr 2025 im Durchschnitt selbst dazuzahlen – 8,3 % mehr als im Vorjahr. Das hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) bekannt gegeben. Während die Inflation langsam zurückgeht, steigen die Pflegekosten unaufhaltsam. In Bremen oder Nordrhein-Westfalen liegen sie bereits bei über 3.400 EUR. Ein Ende dieser Entwicklung? Nicht in Sicht.
Was zahlt die Pflegekasse?
Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt – je nach Pflegegrad – bei vollstationärer Pflege in einem Heim, z. B. bei Pflegegrad 4:
- 1.855 EUR monatlich für die pflegebezogenen Leistungen wie Grundpflege, Betreuung und medizinische Behandlungspflege.
Diese Beträge decken nicht die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen und Ausbildung – diese müssen die Bewohner zusätzlich selbst übernehmen. Daraus ergibt sich der Eigenanteil.

Ob Zimmerqualität, Gemeinschaftsräume oder die Verpflegung den Preis rechtfertigen, ist von Heim zu Heim unterschiedlich. Anstößig hingegen sind die Investitionskosten. Pflegeheimbetreiber dürfen laut § 82 SGB XI ihre Investitionen – etwa Immobilienerwerb, Baukosten, Modernisierungen oder Darlehenszinsen – auf die Bewohner umlegen. Diese sogenannten Investitionskosten machen schnell mehrere Hundert Euro im Monat aus.
Das wäre vergleichbar mit einem Vermieter, der nicht nur Miete verlangt, sondern den Mieter auch verpflichtet, seinen Immobilienkredit abzubezahlen – plus Abschreibung auf das Gebäude. In jedem anderen Lebensbereich undenkbar. In der Pflege ist es Gesetz.
Null Risiko, volle Rendite
Noch gravierender: Diese Investitionskosten werden nicht nur auf die Bewohner umgelegt – sie können von privatwirtschaftlichen Betreibern zusätzlich steuerlich abgeschrieben werden.
Das bedeutet: Pflegeheimbetreiber profitieren doppelt – sie refinanzieren ihre Immobilie über die Bewohner und senken parallel ihre Steuerlast.
Während Pflegebedürftige ihr Kapital und ihre Rente aufbrauchen oder auf Sozialhilfe angewiesen sind, funktioniert Pflege als sicheres Renditemodell – nicht selten mit internationalem Kapital im Hintergrund. Die Pflegebedürftigen sind dabei Kostenträger und Renditegaranten in einem.
Reform? Unerwünscht.
Der Vorschlag des vdek, Investitionskosten künftig durch die Länder zu finanzieren, ist zumindest eine Problembeschreibung. Das würde die Eigenbeteiligung um 507 EUR monatlich senken. Weitere 114 EUR ließen sich durch staatliche Übernahme der Ausbildungskosten einsparen.
Doch Länder und Kommunen tragen bereits heute erhebliche Lasten – etwa für Migration, Wohnkosten und kommunale Infrastruktur – und arbeiten mit zunehmend knappen Haushalten.
Noch eine zusätzliche Aufgabe? Das wäre die falsche Schlussfolgerung auf eine richtige Analyse. Denn: Investitionskosten in der heutigen Ausgestaltung sind weder von den Pflegebedürftigen noch „über Bande“ vom Steuerzahler zu tragen.
Doch eine Reform bleibt aus. Politischer Wille fehlt. Länder schieben die Verantwortung weiter an die Bewohner. Betreiberlobbys verhindern jede strukturelle Veränderung. Denn das jetzige System funktioniert – für alle, nur nicht für die Pflegebedürftigen.
Pflegezusatzversicherung? Für wen eigentlich?
Bleibt die private Vorsorge – oft propagiert als Lösung. Doch Pflegezusatzversicherungen sind für viele Menschen kaum noch abschließbar, vor allem nicht zu einem vernünftigen Preis. Wer jung ist, weiß zudem nicht, wohin sich das System entwickelt. Wer älter ist, bekommt oft aufgrund seiner Gesundheit keinen Vertrag mehr. Zudem werden in der Praxis Pflegetagegeldversicherungen nach wenigen Jahren wieder gekündigt. Preissteigerungen um 60 % bis 100 % in kurzer Zeit sind keine Seltenheit.
Und selbst im Leistungsfall decken sie meist nur einen Teil der tatsächlichen Kosten. In Wahrheit hilft das alles nicht weiter. Was bleibt, ist bittere Realität: Wer im Alter gepflegt werden muss, zahlt drauf – trotz jahrzehntelanger Beitragszahlung.
Statistik: Wer wird wann pflegebedürftig?
Die meisten von uns werden statistisch erst einmal Rentner. Ausreichend Kapital für ein gesundes Leben, Reisen und Langzeiturlaub in der Sonne, während es in Deutschland grau ist, regnet oder schneit, bereichert nicht nur den Lebensabend, sondern verlängert den Abschnitt ohne Pflege.
Das durchschnittliche Eintrittsalter in die Pflegebedürftigkeit beträgt:
- Männer: Ø 78 Jahre
- Frauen: Ø 81 Jahre
Diese Werte beziehen sich auf den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit gemäß den Pflegegraden nach SGB XI – also ab Pflegegrad 1 und insbesondere bei Pflegegrad 2 aufwärts, wo echte Unterstützungsbedarfe bestehen.
Pflegebedürftigkeit ist ein Hochaltersphänomen. Über 80 % der Pflegebedürftigen sind 75 Jahre oder älter, fast die Hälfte sogar über 85. Aufgrund der längeren Lebenserwartung beträgt der Anteil der Frauen ca. 60–65 % aller Pflegebedürftigen. Sie verbringen im Schnitt mehr Jahre in Pflegebedürftigkeit (durchschnittlich 4,5 Jahre), Männer ca. 2,5–3 Jahre.
Fazit: Pflege als Luxus – Pflege im Ausland als Alternative?
A) Sein Kapital inflationsausgleichend und renditestark, notwendigerweise mit einem größeren Anteil Aktien anzulegen, statt sichere, aber niedrig verzinster Festgeldanlagen oder Auszahlungen aus Rentenversicherungen, wird unausweichlich und je nach Kapital alternativlos.
B) In einem System, in dem Investitionen privater Betreiber gesetzlich von Pflegebedürftigen refinanziert werden, ist Solidarität zur Phrase verkommen. Kein Wunder, dass immer mehr überlegen, sich im östlichen EU-Ausland pflegen zu lassen – oder eine „Haushaltshilfe“ zu beschäftigen, die in Wahrheit pflegt.
Denn solange der Staat die Pflege nicht nachhaltig und ohne Gewinnabsicht, also sozial organisiert, bleibt Eigeninitiative oft der letzte Ausweg – auch wenn sie rechtlich an der Grenze verläuft.
Deutschland braucht ein neues Pflegesystem, das nicht auf Eigenbeteiligung und renditeoptimierte Umlagen setzt, sondern sich an Ländern wie Dänemark orientiert. Dort wird Pflege vollständig steuerfinanziert – ohne dass Pflegebedürftige in existenzielle Not geraten.
Doch auch das hat seinen Preis: Ein umfassender Sozialstaat, zunehmende Ausgaben infolge der Klimakrise und die geplante Aufrüstung zur stärksten Armee Europas werden sich nicht ohne schmerzhafte Steuerentscheidungen finanzieren lassen. Und nein – nicht die Besteuerung der Arbeit. Diese – sowie die Lohnnebenkosten – sind ausgereizt.
Es wird die höhere Besteuerung des passiven Einkommens sein – Ihr Kapital, Immobilien und Sparguthaben – sowie womöglich die Besteuerung des Konsums, also die Erhöhung der Mehrwertsteuer, was neben Lebensmitteln, Strom und Medikamenten auch die Reisen teurer macht. Eine Rückkehr zur Vermögenssteuer wird die lobbyierende Oberschicht zu verhindern wissen.
Gerade die Älteren –
„Nachkriegsgeneration“, „Generation Aufstieg“, „68er“, Teile der Babyboomer – sollten das bedenken. Ausgerechnet sie sind es, die derzeit
am lautesten nach Wehrpflicht und Kriegstüchtigkeit rufen.
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23.07.2025 | vdek | Eigenbeteiligung in der stationären Pflege steigt weiter
Portal rund um die Pflege | www.pflege.de
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