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Frankreichs Schuldenfalle – Gefahr für Europa?

Frankreich steht finanziell am Abgrund. Die Presse überschlägt sich mit Schlagzeilen über die ausufernde Verschuldung. Sollte die Regierung nicht bald umsteuern, könnte die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas in eine echte Schuldenkrise rutschen – mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als möglichem letzten Retter. Das klingt nach Griechenland 2010, doch dieses Mal geht es um einen Kernstaat der EU. Frankreich ist damit eine Art Kopiervorlage und ein mahnendes Beispiel für Deutschland.
Premierminister François Bayrou hat ein drastisches Sparpaket vorgestellt: Sozialleistungen und Renten sollen eingefroren werden, Beamtenstellen verschwinden, zwei Feiertage gestrichen werden. Selbst eine Steuer auf kleine Paketlieferungen soll kommen. Aber die Bevölkerung ist empört, die Parteien lehnen ab – und die Regierung droht schon am Montag daran zu zerbrechen.
Wenn in Frankreich die Straße kocht
Die Franzosen haben eine lange Tradition, auf die Straße zu gehen. Erinnern wir uns an 2019: Damals löste allein die Erhöhung des Dieselpreises um 6,5 Cent und des Benzins um 2,9 Cent eine regelrechte Explosion aus. Auf den Champs-Élysées wurden Pflastersteine herausgerissen, Banken geplündert, Autos angezündet und sich am Triumphbogen vergangen – alles wegen ein paar Cent mehr an der Zapfsäule.
Was wird also passieren, wenn jetzt Renten eingefroren oder Feiertage gestrichen werden? Viele Experten warnen: Statt eines Sparprogramms könnte Frankreich schon bald in einer politischen Krise landen – vielleicht sogar auf dem Weg zu einer „Sechsten Republik“.
Märkte verlieren Vertrauen
Seit den 1980er Jahren gibt Frankreich fast jedes Jahr mehr Geld aus, als es einnimmt. Der größte Posten sind die Sozialausgaben: Renten, Gesundheit, Arbeitsmarkt – sie verschlingen mehr als die Hälfte des Budgets. Hinzu kommen die Zinslast, Krisen wie Corona und die Energiekrise, sowie steigende Militärausgaben.
Die Finanzmärkte reagieren längst nervös. Die Renditen französischer Staatsanleihen sind so hoch wie seit 16 Jahren nicht mehr. Wer heute ein 30-jähriges Papier kauft, muss damit rechnen, dass der Kurs schon morgen deutlich fällt. Denn steigende Zinsen bedeuten immer sinkende Kurse. Und im schlimmsten Fall droht ein Schuldenschnitt – wie in Griechenland, wo Anleger 2012 mehr als die Hälfte ihres Geldes verloren.

CACs: Die eingebaute Notbremse
Um solche Szenarien leichter gegen den Willen der Privatanleger durchzusetzen, enthalten neue Euro-Staatsanleihen seit 2013 sogenannte Collective Action Clauses (CACs). Damit können Schuldenschnitte mit einer qualifizierten Mehrheit (66 % bis 75 % je nach Regelung) beschlossen werden – selbst gegen den Willen einzelner Anleger. Für Investoren bedeutet das: „Aussitzen“ bis zur Endfälligkeit schützt nicht mehr.
Kann die EZB Frankreich retten?
Frankreich ist nicht Griechenland – es ist Gründungsmitglied der EU, eine Atommacht und Herz des Euro. Niemand wird Frankreich fallen lassen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat schon 2022 das Transmission Protection Instrument (TPI) geschaffen. Offiziell soll es „ungeordnete Marktdynamiken“ abwehren. Übersetzt heißt das: Wenn die Märkte Frankreich abstrafen, springt die EZB ein. Am Ende werden wieder deutsche Steuerzahler indirekt mithaften.
Ein mahnender Blick nach Deutschland
Deutschland steht alles andere als gut da: das dritte Jahr in der Rezession und steigende Arbeitslosenzahlen. Das Defizit beträgt rund 2,8 % des BIP. Hinzu kommen – hunderte Milliarden Sondervermögen – in Wahrheit zusätzliche Schulden – für Verteidigung und Infrastruktur (Straßen, Brücken, Schienen), was in offiziellen EU-Dokumenten „Military Mobility“ genannt wird.
Die Energiekosten sind doppelt bis dreifach so hoch wie in den USA – Strom etwa 160 % teurer, Gas über 220 %. Gleichzeitig plant die EU mit dem Steuerdeal, hunderte Milliarden in den USA zu investieren, Industrieprodukte ohne Zoll den europäischen Markt passieren zu lassen und so praktisch den Abbau der Industriearbeitsplätze noch zu beschleunigen.
Währenddessen wird hierzulande über 5 Milliarden Einsparung beim Bürgergeld gestritten – obwohl durch Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte über 30 Milliarden Euro von ausländischen Investoren und Superreichen gestohlen wurden, die bis heute kaum zurückgeholt sind.
Rüstung und Zinslast explodieren
Deutschland will die Verteidigungsausgaben bis 2029 auf 162 Mrd. EUR jährlich steigern. Über fünf Jahre sind das 649 Mrd. EUR. Gleichzeitig verdoppelt sich die jährliche Zinslast von heute ca. 30 Mrd. auf fast 62 Mrd. Euro. Geld, das man auch in Infrastruktur, Bildung oder die Entlastung der Bürger investieren könnte.
Was Anleger jetzt beachten sollten
- Anleihen: Konzentration auf EU-Staaten birgt Risiken (Zinsanstieg, Schuldenschnitt).
- Aktien: Weltweit diversifizieren, besonders in wachstumsstarken Regionen.
- Sachwerte: Immobilien, Rohstoffe und Unternehmen mit Preissetzungsmacht sind ein stabilisierendes Element.
- Rüstung: langfristig politisch riskant – abrupte Kursrückgänge möglich bei Kurswechsel und neuer politischer Konstellation
* Auch klassische Rentenversicherungen enthalten mehrheitlich europäische Rentenpapiere.
Fazit
Frankreich steht unter Druck. Deutschland dagegen steht am Scheideweg: Entweder denselben Weg einzuschlagen oder vieles anders zu machen. Die Märkte sind unruhig, die Politik reagiert nervös. Für Anleger gilt daher: Ruhe bewahren, Risiken streuen, nicht ausschließlich auf Europa setzen und beim Thema Rente neben dem Generationenvertrag eine tragfähige Alternative aufbauen.
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26.08.2025 | Handelsblatt | Regierungskrise setzt französischen Aktien und Anleihen zu
12.08.2022 | Bundesministerium für Finanzen | Seit 1.1.2013 enthalten alle neuen Euro-Staatsanleihen >1 Jahr standardisierte CACs.
21.07.2022 | EZB | Einführung des Transmission Protection Instrument (TPI)
immer aktuell | GlobalPetrolPrices.com | aktuelle Energiepreise weltweit
03.01.2025 | Handelsblatt | „Cum-Ex läuft weiter“ - Wir lassen es in Deutschland zu, dass internationale Investmentbanken uns ausrauben.
15.01.2025 | Statistisches Bundesamt | Deutsche Wirtschaft schrumpft in Folge
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