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Nachhaltigkeit à la Allianz: Wenn Rüstung plötzlich grün wird

ML+Ai • 12. April 2025

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der Vermögensverwalter der Allianz hat Investitionen in die Rüstungsindustrie als „nachhaltig“ klassifiziert – und das gezielt für Anlegerinnen und Anleger, die ihr Kapital ethisch und ökologisch investieren möchten.


Besonders problematisch ist dabei, dass dieser Schritt inmitten eines gesellschaftlichen Trends zu bewussterem Konsum und verantwortungsvoller Geldanlage geschieht. Menschen, die bewusst Kinderarbeit ausschließen oder keine Zerstörung unserer Umwelt mitfinanzieren möchten, sollen nun auch die Rüstungsindustrie als „vertretbar“ betrachten? Ein fragwürdiger Paradigmenwechsel – denn statt intransparent zu agieren, wird das Ziel jetzt offen formuliert: Waffen gelten als nachhaltig, wenn sie bestimmten Kriterien entsprechen.


Ich habe bereits in meinen Weihnachtsgrüßen darauf hingewiesen: Keine Geldanlage ist moralisch neutral. Jede Investition trifft eine Entscheidung – und wer in Rüstung investiert, fördert letztlich Kriege. Die Auswirkungen sind real – nicht abstrakt.


Für die Bevölkerung in Palästina, Libanon, Syrien, Jemen genau wie in der Ukraine und Russland ist die genaue Bezeichnung der „Rüstungsgüter“ egal. Sie sehen, was bei ihnen ankommt. Sie erfahren, mit welcher Macht und mörderischen Gewalt die „Rüstungsgüter“ bei ihnen Leben auslöschen. Sie erleben Leid, Zerstörung und Tod – ausgelöst durch Produkte, die über Fonds, ETFs und Konzerne wie die Allianz mitfinanziert werden.


Ein Beispiel: Laut UNICEF wurden seit Beginn des aktuellen Nahostkonflikts über 15.000 Kinder getötet und mehr als 34.000 verletzt. Über eine Million Kinder mussten mehrfach fliehen. Sie werden ihrer Grundrechte beraubt – auf Wasser, Schutz, Bildung und medizinische Versorgung. Selbst Krankenwagen und internationale Helfer werden Ziel von Angriffen – mit Waffen, die unter anderem von Deutschland geliefert wurden. Die jüngste Genehmigung deutscher Waffenexporte an Israel – im Wert von fast 100 Millionen EUR – wurde schnell noch von der alten Bundesregierung beschlossen, die von Parteien geführt wurde, die sich früher dem Frieden verpflichtet fühlten.


Natürlich wird vieles mit dem Krieg in der Ukraine gerechtfertigt. Doch sind diese Maßnahmen wirklich der Verteidigung Europas geschuldet – oder erleben wir eine Umverteilung von Steuergeldern in Richtung einer Rüstungsindustrie, die massiv profitiert?


Machen wir einen Faktencheck:


  • NATO-Rüstungsetat 2023/2024: über 1.200 Milliarden USD
  • Russland: ca. 109 Milliarden USD


  • NATO-Soldaten: ca. 5,8 Millionen
  • Russland: ca. 1,3 Millionen


  • NATO-Kampfjets: 3.398 vs. Russland: 773
  • NATO-Kampfpanzer (EU): über 6.000 vs. Russland: 2.000


  • Artilleriesysteme NATO: über 22.000 vs. Russland: ca. 5.400


Die Grafik ist gestaucht, was die Überlegenheit der NATO gegenüber Russland verniedlicht. Umso schlimmer, denn sie zeigt: Die oft beschworene „militärische Unterlegenheit“ Europas entbehrt einer soliden Grundlage, sie ist Volksverdummung– wird aber medial regelmäßig kolportiert, etwa von Professor Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München, seines Zeichens selbst Kriegsdienstverweigerer!


Die Frage, die ich mir stelle: Warum drängen Politik und Finanzindustrie so massiv zur Aufrüstung? Und warum sollen wir Bürger das über unsere Fonds und Versicherungsverträge mittragen – auf Kosten anderer drängender Herausforderungen wie Bildung, Gesundheit, Klima(folgen)schutz oder sozialer Zusammenhalt?


Die Friedensforschung benennt die Anzeichen für eine Kriegswirtschaft: Ausbau der Rüstungsindustrie, Kriegsanleihen, zentralisierte Macht, Propaganda, mediale Mobilisierung, Feindbilder schaffen, internationale Abschottung. All das, jeder einzelne Punkt, ist heute in der EU leider sichtbar.


Die entscheidende Frage lautet daher: Wollen Sie mitspielen – oder sagen Sie: Nein, danke?


Es ist eigentlich widersinnig: Während die US-Politik irgendwie das Feuer in der Ukraine löschen will, schiebt Deutschland und die EU ständig neuen Brennstoff nach – wobei Trump durchaus eigene Interessen verfolgt.


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02.04.2025 | Handelsblatt | Allianz Global Investors öffnet ESG-Fonds für Rüstungsaktien

24.10.2024 | Tagesschau | Deutschland weitet Rüstungsexporte nach Israel aus

06.04.2025 | Tagesschau | Tötung palästinensischer Retter, Israel räumt falsche Darstellung ein

Januar 2025 | Internationales Institut für Strategische Studien | TheMilitary Balance+ database 2024 - Eine unverzichtbare Open-Source-Bewertung der Streitkräfte, Personalzahlen, Ausrüstungsbestände und Verteidigungsökonomie von über 170 Ländern.

11.02.2025 | Greenpeace | Wann ist genug genug? Vergleich der Kräfte von Nato und Russland

08.04.2025 | Greenpeace | Wer hat das Sagen in Deutschland: Die Rüstungsindustrie oder der Staat? 

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