Die professionelle Zahnreinigung oder die Zahnspange, selbst für Erwachsene. Für die Zähne nur das Beste. Da zahlt man doch gerne aus der eigenen Tasche drauf. Aber was sagt eigentlich die sagenumwobene Studienlage dazu? Das ZDF-Magazin Royale widmete sich am 8. März 2024 diesen Fragen, den Zahnärzten, deren Weiterbildung und vor allem ihren Abrechnungsmethoden.
Das Problem: Wenn Abrechnungsoptimierung zur Kostenfalle wird
In der Praxis eines Versicherungsmaklers erlebe ich es regelmäßig: Private Zahnzusatzversicherungen früherer Tarifgenerationen übernehmen bestimmte Leistungen nicht mehr. Das liegt nicht immer an Fehlern der Versicherungen, die wir vermittelnd korrigieren könnten. Das Problem sitzt häufig woanders.
Die Abrechnungsdienstleister der Zahnärzte, Labore und Kieferorthopäden optimieren das Geschäft professionell und rechnen immer mehr Leistungen privat ab. Leistungen, welche die gesetzliche Krankenkasse auch bezahlen würde – aber der „Patient habe bewusst nach einer privatärztlichen Lösung gebeten". Private Zusatzversicherungen leisten jedoch häufig nur unter Vorleistung der GKV und gleichen dann die Differenz aus. So entstehen Lücken. Diese Optimierung der Abrechnung zugunsten höherer Honorare ist in den meisten Zahnarztpraxen mittlerweile gängige Praxis.
Ein Beispiel aus eigener Erfahrung
Ich habe selbst erfahren müssen, wie in einer Universitätsklinik die leitenden Zahnärzte ihren Abrechnungsdienstleister wechselten. Das Ergebnis: Die Rechnung für die professionelle Zahnreinigung stieg um 36 % – einfach durch eine Optimierung der Parameter in der Gebührenordnung der Zahnärzte sowie einer, sagen wir, »kreativen Rechnungsstellung«.
Die Abrechnungsdienstleister der Ärzte werben offen mit der „Ausschöpfung der Honorarpotenziale« und dem individuellen Coaching zum Steigern der Einnahmen. Gut, wer sich da zu wehren weiß, wer nach günstigeren Alternativen fragt, eine zweite Meinung einholt und vor allem nachfragt, welche Lösung die der gesetzlichen Krankenversicherung wäre. Verbraucherzentralen haben wegen der Flut der Beschwerden schon vor Jahren die Seite
Kostenfalle Zahn ins Leben gerufen.
Die Folgen: explodierende Versicherungsbeiträge
Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Versicherten. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Jeder, der eine Zahnzusatzversicherung hat, kennt den regelmäßigen Brief zur Beitragserhöhung. Die Versicherungen reagieren also auf die steigenden Kosten der Zahnarztabrechnungen.
Wie eingangs erwähnt, bleiben einige Leistungen des Zahnarztes bei älteren Tarifen außen vor. Um keine Probleme mit Versicherten zu bekommen, die auf Teilen ihrer Rechnung sitzenbleiben, werden die Zusatztarife immer anspruchsvoller, immer teurer – und für viele Menschen nicht mehr leistbar.
Hinzu kommt: Private Zusatzversicherungen gehen mit ihren Tarifen heute weit über die medizinische Notwendigkeit oder gar medizinische Sinnhaftigkeit hinaus in den kosmetischen Bereich. So verwundert es nicht, dass der Durchschnittspreis der Testsieger bei Stiftung Warentest für Zahnzusatzversicherungen bei einer 40-jährigen Person 30 bis 60 EUR beträgt. Tendenz steigend.
Ihre Optionen: Was Sie jetzt tun können
Die gute Nachricht: Sie sind dieser Entwicklung nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt zwei sinnvolle Strategien, je nach ihrer persönlichen Situation.
Option 1: Regelmäßiger Tarif-Check
Es ist möglich und häufig notwendig, in regelmäßigen Abständen die Zahnversicherung zu prüfen – jedoch nur unter Berücksichtigung von Wartezeiten und begrenzten Erstattungen in den ersten Jahren.
Tarif-Vergleichsrechner können einen hervorragenden Überblick über die aktuellen Tarife bieten.
Option 2: abgespeckte Tarife
Am Markt gibt es viele Optionen in der Zusammenstellung der Tarife. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Zahnbehandlung und Zahnersatz. Viele Tarife sind aus einem Guss. Es gibt aber auch eine kleine Anzahl Tarife, bei denen man die Bausteine kombinieren kann. So kann man in den ersten Jahren die Zahnbehandlung/Zahnerhalt versichern und die Leistung beanspruchen. Regelmäßige Arztbesuche und Zahnpflege verhindern die Notwendigkeit, Zahnersatz zu bekommen. Später, wenn man zum Beispiel mehr Geld verdient, kann man den Tarif um den nächsten Baustein erweitern.
Überdies bieten Tarife eine prozentuale Steigerung. Man kann sich 80 %, 90 % oder 100 % Leistung erstatten lassen. Nicht jeder muss unbedingt mit der besten Option beginnen. So ist es möglich, den Schutz bezahlbar zu halten und individuell anzupassen. Wichtig bei der Auswahl ist es, zunehmend darauf zu achten, wie die Tarife inhaltlich gestaltet sind. Begrenzen Sie ihre Leistungen auf die Gebührenordnung der Zahnärzte oder gehen Sie darüber hinaus? Dieser Punkt wird in der Praxis immer wichtiger. Im Bereich der Zahnreinigung zahlen einige Tarife 100 %, was sinnvoll ist bei den Steigerungen. Andere zahlen nur einen festen Betrag von 80 EUR oder 100 EUR. Viele Tarife sind heute schon nicht mehr zeitgemäß in Segmenten, die ich als Patient jedoch regelmäßig nutze.
Option 3: Der „Mut zur Lücke" Sparplan
Alternativ ist auch der „Mut zur Lücke"-Sparplan interessant. Die Rechnung ist simpel: Bei einem durchschnittlichen Versicherungsbeitrag von 50 EUR zahlen Sie 600 EUR im Jahr. Gehen wir davon aus, dass Sie ein- bis zweimal im Jahr zu einer Zahnreinigung gehen oder außerhalb der Zahnarztpraxis eine günstigere Zahnkosmetik in Anspruch nehmen – sagen wir 200 EUR pro Jahr. Dann bleiben 400 EUR übrig, die Sie stattdessen in einen Investmentsparplan investieren können.
Die Beispielrechnung zeigt: Selbst ein hochwertiges Gold- oder Keramikinlay, bei dem die gesetzliche Krankenkasse kaum etwas dazu beisteuert, können Sie aus diesem Sparplan bereits nach anderthalb Jahren selbst bezahlen.
Fazit
Die Kostenspirale in der Zahnmedizin dreht sich weiter. Als Verbraucher sollten Sie sich nicht blind auf eine Zahnzusatzversicherung verlassen, sondern aktiv Ihre Optionen prüfen. Ob aktualisierter Tarif, Tarif – der sich auf Zahnerhalt (Flatrate für PZR und Prophylaxe) beschränkt –, eigenverantwortlicher
Sparplan oder eine Kombination – wichtig ist, dass Sie eine bewusste Entscheidung treffen.
--
09.03.2024 | watson |
"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann trollt Zahnärzte